Thalia übernimmt textunes
Der E-Book-Markt ist in Bewegung: Die Buchhandelskette Thalia, die zur Douglas Holding gehört, übernimmt textunes (www.textunes.de). Das Berliner Start-up ist auf die Veröffentlichung von Verlagsinhalten auf mobilen Endgeräten spezialisiert. Verlage wie Blanvalet, Cornelsen und Data Becker bringen ihre Werke mit Hilfe von textunes auf mobile Geräte wie das iPhone. “Das Interesse an digitalen Inhalten, die auch auf anderen mobilen Endgeräten wie Smartphones oder Tablets gelesen werden können, ist in den letzten zwölf Monaten stark gestiegen“, sagt Michael Busch, Geschäftsführer der Thalia Holding. Bereits seit Oktober des vergangenen Jahres bietet Thalia mit dem Oyo einen eigenen eReader an.
Neben dem High-Tech Gründerfonds gehörte auch der Verlag Friedrich Oetinger, der 1946 gegründet wurde, zu den Gesellschaftern von textunes. Beide Investoren hielten jeweils rund 15 % der textunes-Anteile. “Wir freuen uns, dass wir mit der Thalia Holding GmbH den idealen Käufer für die textunes GmbH gefunden haben. Die Zusammenarbeit entfaltet eine enorme Vertriebspower und bringt sowohl textunes als auch Thalia große strategische Vorteile. Durch das Zusammenwachsen beider Unternehmen entsteht ein hohes Synergiepotenzial sowohl im Vertrieb als auch in der technischen und kreativen Produktentwicklung; für den High-Tech Gründerfonds ergibt sich eine gute Rendite im zweistelligen Bereich”, sagt Romy Schnelle vom High-Tech Gründerfonds.
Thalia beschäftigt 5.180 Mitarbeiter
textunes wurde 2009 von von Simon Seeger, Volker Oppmann und Michael Oesterreich ins Leben gerufen. “Es war von Beginn an unser Ziel, Menschen die Möglichkeit zu bieten, immer und überall auf aktuelle Literatur zuzugreifen und auch diejenigen für das digitale Lesen zu begeistern, die noch wenig oder keine Berührungspunkte damit hatten. Wir freuen uns, ab sofort gemeinsam mit Thalia an der Expansion des eReading-Marktes im deutschsprachigen Raum zu arbeiten“, sagt Mitgründer Seeger. “Thalia und textunes ergänzen sich perfekt, und mit eigenem eReader, eReading-App und der Beratung und dem Service in den stationären Buchhandlungen sind wir für einen langfristigen Erfolg ideal aufgestellt“, findet textunes-Macher Oppmann.
Der Vorteil beim textunes-Konzept liegt in der Hardware: Nutzer müssen sich keinen speziellen E-Reader wie den Kindle oder den Oyo von Thalia kaufen, sondern können ihre bestehenden Geräte nutzen. Auf einem Smartphone macht dabei vielleicht nicht jedes Buch Spaß, auf dem iPad und künftigen Tables sieht die Sache schon ganz anders aus. Dementsprechend dürfte klar sein, warum die Buchhandelskette Thalia, die knapp 300 Buchhandlungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz betreibt, textunes übernommen hat. Zumal das Start-up bereits mit über 300 Verlagen zusammenarbeitet. In der Thalia-Familie ist textunes aber ein kleiner Fisch: Die Handelskette beschäftigt rund 5.180 Mitarbeitern und erwirtschaftet einem Jahresumsatz von circa 900 Millionen Euro.
“Ziel ist es, den Marktanteil weiter zu steigern”
Die Übernahme von textunes durch Thalia ist die zweite große Meldung im E-Book-Segment innerhalb kürzester Zeit. Erst im Juni dieses Jahres investierte der amerikanische Technologiekonzern 3M, der vor allem für die Marken Post-It und Scotch bekannt ist, in den deutschen E-Book-Vertreiber txtr (www.txtr.com). 3M sicherte sich stattliche 32 % an txtr. Das Berliner Start-up erblickte 2008 das Licht der Welt. Das Unternehmen startete als “zentrale Anlaufstelle für alle lesenswerten Dokumente im Netz”. Inzwischen fokussiert sich texr auf das Thema digitalen Lesen und somit den “Verkauf, die Suche, das Lesen sowie die Verteilung von digitalen Büchern auf unterschiedlichste Endgeräte”.
Das Team um die ehemaligen gate5-Macher hat sich zum Ziel gesetzt, “eines der weltweit größten Netzwerke für digitale Inhalte aufzubauen”. textunes dürfte aber zumindest im deutschsprachigen Raum künftig eine gehörige Rolle spielen – Thalia sei Dank. “Das gemeinsame Ziel von textunes und Thalia ist es, eine aktive Rolle auf dem eBook-Markt zu spielen und den Marktanteil weiter zu steigern”, sagt textunes-Mitgründer Seeger im Gespräch mit dem “buchreport“. Was Thalia für textunes gezahlt hat, ist leider nicht bekannt.
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