Meeting statt Babypause – Gründen mit Familie

Wenn man plötzlich nicht mehr zu zweit sondern zu dritt ist, steht das ganze Leben Kopf: Egal ob es sich beim Familienzuwachs um ein kleines Baby oder eine Firmengründung handelt. Kommt beides zusammen, potenziert sich der Neuheits-Faktor um ein Vielfaches!

Für manche ist es die schönste Sache der Welt und die Erfüllung eines Lebenstraums: Gründen. Dabei gibt es viel zu berichten und noch mehr zu beachten – egal ob in Bezug auf Gesundheit, Unternehmen oder Privatleben. In unserer Reihe “Gründerleben” stellen wir ab sofort jede Woche ein Thema vor, welches das “Alltagsgeschäft” von Startup-Gründern beleuchtet. Heute geht es um die Frage: Sind Firmengründung und Familiengründung eigentlich vereinbar?

Wenn man plötzlich nicht mehr zu zweit sondern zu dritt ist, steht das ganze Leben Kopf: Egal ob es sich beim Familienzuwachs um ein kleines Baby oder eine Firmengründung handelt. Kommt beides zusammen, potenziert sich der Neuheits-Faktor um ein Vielfaches! In unserer Reihe “Gründerleben” erzählen drei Gründerinnen und Gründer, wie sie die Doppelbelastung und Doppelfreude gemanaged haben (und es nach wie vor tun). Ehrlich berichten sie von Organisations- und Perfektionswahn, der Abhängigkeit von anderen Menschen, Anfragen aus dem Umfeld und von Zeit, die immer fehlt – aber auch vom Glück der Selbstbestimmung und der tiefen Freude, die zwei schönsten Dinge auf der Welt unter einen Hut zu bekommen.

Tanja zu Waldeck, Gründerin von netmoms (www.netmoms.de)

“Gründen mit Familie? Für mich war es genau richtig, wenn auch nicht so geplant. Die Idee zur Selbständigkeit kam mir erst, als ich mit meiner ersten Tochter schwanger war. Zu der Zeit fragte ich mich, ob ich bei McKinsey wirklich als Mutter wieder voll einsteigen will – es gibt kein so typisches Teilzeitprogramm. So wirklich gereizt hat mich das nicht. Da mein Mann einen sicheren, angestellten Job hat, war die Grundlage für eine Selbständigkeit nicht schlecht. Mit der Gründung von netmoms lief die Schwangerschaft dann natürlich anders ab als bei vielen werdenden Müttern: Statt Schwangerschaftskurse zu besuchen und mich mit werdenden Müttern zu treffen, schrieb ich mit meinen Mitgründern Businesspläne, baute Geschäftskontakte auf und arbeitete bis kurz vor der Entbindung.

Drei Tage nach der Geburt habe ich dann den Gesellschaftsvertrag unterschrieben. Zuerst habe ich die Kleine einfach überall hin mitgenommen. Später halfen dann eine Tagesmutter und zwei aktive Omas mit aus. Natürlich wird es schwieriger je mehr Kinder dazu kommen – bei mir sind es mittlerweile drei. Aber mit viel Organisation klappt es, die Tage sind klar eingeteilt in Mamatage, Omatage, Mama- und Papatage. Das klingt stressig, aber meine Kinder lieben diese Abwechslung und fragen genau nach, wenn sich im Rhythmus mal was ändert. Manche in meinem Umfeld schauen mich schon schräg an, weil ich nie eine Pause eingelegt habe und wieder voll arbeite. Aber ich liebe eben beides: Mutter sein und Unternehmerin sein! Solange man als Paar den Eindruck hat, dass alles läuft und die Kinder sich gut entwickeln, passt es. Ich muss nur manchmal aufpassen, dass ich nicht in Perfektionswahn verfalle. Bei so einem Modell muss man lernen, mit Kompromissen zu leben: zum Beispiel dass andere Menschen die Kinder miterziehen.”

Bernd Storm, Gründer von Aboalarm (www.aboalarm.de)

Die Geburt meiner beiden Kinder nebst der Gründung einer Firma – meine letzten beiden Jahre waren ziemlich bewegt. Die Familienplanung stand dabei zuerst. Doch als mein Sohn erst wenige Wochen alt war, kam mir plötzlich die Idee zu Aboalarm. Wenn man so einen Geistesblitz hat, kann man nicht noch ein oder zwei Jahre abwarten. Auch dann nicht, wenn man gerade Vater geworden ist. Das größte Problem ist natürlich die ständig fehlende Zeit. Aber meine Frau und ich haben alles von Anfang an durchgesprochen und gemeinsam geplant. Sie hat mir von Anfang an sehr den Rücken frei gehalten. Die Doppelbelastung ist manchmal anstrengend, trotzdem würde ich es genauso wieder machen.

Durch die Familie lerne ich jeden Tag, von den Problemen im Geschäft Abstand zu nehmen und die Dinge mit der nötigen Distanz zu betrachten. Am Anfang war das schwer, denn Vater werden und zeitgleich eine Firma gründen sind beides Dinge, die einen emotional extrem beanspruchen. Da habe ich mich leider des Öfteren dabei erwischt, wie ich beim “Gute-Nacht-Sagen” das iPhone in der Tasche hatte. Aber durch meine Familie bin ich insgesamt viel effizienter geworden! Ich lerne, mich auf die richtigen und wichtigen Dinge zu konzentrieren. Es ist einfach keine Zeit mehr für Aktionismus und unüberlegte Ad-hoc-Geschichten. Ein selbstbestimmtes Unternehmen, das langsam und organisch wächst, ist auch mit Familie machbar – sofern der Partner akzeptiert, dass man zu Hause auch mal für kurze Zeit komplett ausfällt. Natürlich fiel es mir nicht leicht, meine Frau in der ersten Zeit mit dem Baby nicht noch besser unterstützen zu können. Aber für sie war das in Ordnung, weil sie von der Unternehmensidee ebenso überzeugt ist wie ich und sich daher hinter mich stellt.

Kathrin Weiß, Gründerin von tausendkind (www.tausendkind.de)

Ich wusste im Prinzip immer, dass ich mal gründen will. Die passende Gründungsidee hatte ich auch und trug sie über lange Zeit im Hinterkopf mit mir herum. Als ich mich dann entschieden habe, sie in die Tat umzusetzen, bin ich schwanger geworden. Im Gegensatz zu meinem letzten Job als Unternehmensberaterin passen Selbstständigkeit und Familie auch gut zusammen, da ich ja zeitlich vollkommen flexibel bin. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist allerdings, dass meine Gründungspartnerin sehr flexibel und verständnisvoll ist. Sie und auch meine Investoren hätten es mitgetragen, wenn ich nach der Geburt für ein paar Wochen ausgefallen wäre. Das war dann aber gar nicht nötig, weil ich mich ziemlich schnell wieder fit fühlte und ein sehr unkompliziertes, ausgeglichenes und fröhliches Kind habe.

In meinem Umfeld löste die Entscheidung vielfach Erstaunen aus, da ich meinen tollen Job aufgegeben habe: „Wie kann man nur im Mutterschutz kündigen? Du hättest die nächsten Jahre volle Sicherheit gehabt!” Mir war aber wichtiger zu prüfen, ob ich unser Familienglück und meine beruflichen Chancen unter einen Hut bekomme. Unser Alltag sieht inzwischen so aus, dass unsere Tochter vormittags von einer tollen Babysitterin und den Großmüttern betreut wird – das Babyturnen lasse ich mir allerdings nicht nehmen! Nachmittags nehme ich meine Kleine mit ins Büro, zwischen all den Onkeln und Tanten fühlt sie sich pudelwohl. Abends mache ich meist zeitig Feierabend, verbringe noch Zeit mit meiner Tochter und setze mich, wenn sie schläft, nochmal an den Laptop. Es liegt wohl an unserem Segment „Kindermode“, dass hier alle eine Affinität zu Kindern haben. Ich profitiere davon, dass das gesamte Team sehr flexibel ist, so dass wir z.B. die Meetings um die Stillzeiten herumlegen können. Wir sind sehr dankbar, dass wir unser Leben beruflich und privat so organisieren können, und so lange auch unsere Tochter eine Menge Spass dabei hat, wollen mein Mann und ich es genau so.

Foto: Pixelio / KHLaube

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