Lecturio auf der Überholspur: 3000 Vorträge online und profitabel
Im Sommer 2009 berichtete deutsche-startups.de über das Leipziger Start-up Lecturio (www.lecturio.de). Die Bildungsplattform, bei der Dozenten, Experten oder Unternehmer ihre Vorträge und Vorlesungen in Videoform einstellen, fand großen Anklang. Nun wandert das Konzept in Form einer App aufs Smartphone – Bildung zu jeder Zeit an jedem Ort. Auch sonst gibt es viel Positives zu vermelden: Die Lernhelfer sind seit Anfang 2011 auf monatsbasis profitabel, haben über 3000 Vorträge auf ihrer Plattform und befinden sich mitten in Investorengesprächen – unter anderem für die geplante Auslandsexpansion. Außerdem soll bald jeder eigene Vorträge aufnehmen und einstellen können. Auch intern gibt es Veränderungen: Mitgründer Tim Koschella hat das Unternehmen inzwischen verlassen und geht anderen Projekten nach.
Schon über 180.000 Videominuten hat Lecturio seit dem Start vor ca. zwei Jahren gesammelt. Noch aussagekräftiger sind die – eigenen Angaben zufolge – monatliche Videospieldauer von 25.000 Stunden und die durchschnittliche Nutzungsdauer von über zehn Minuten. Das bedeutet: Bei Lecturio werden nicht nur Vorträge eingestellt sondern auch tatsächlich angeschaut. Die mobile App ist damit eine sinnvolle Ergänzung. Zwar ist das Produkt noch nicht perfekt: Bisher kann man Vorlesungen und Vorträge nur anhören. Aber die Gründer haben sich bewusst für einen zügigen Produkt-Launch entschieden. Die Möglichkeit, gleichzeitig Folien und Slideshows zu betrachten, folgt bald – ebenso die Einführung von Kontrollfragen. Seit einiger Zeit können Hochschullehrer nämlich Kontrollfragen in ihr Lehrvideo einbinden, die zwischendurch aufploppen und beim Lernen des Stoffs helfen.
Neu: Eigene Vorträge per Webcam aufnehmen
Auch die Zielgruppe von Lecturio hat sich erweitert: “Am Anfang haben wir vor allem im Hochschulbereich unterwegs und haben Vorlesungen aufgenommen. Inzwischen liegt die Haupteinnahmequelle in Premiuminhalten aus Wiwi, Jura und Medizin, die wir unter anderem mit Partnern wie dem Gesundheits-Verlag Elsevier vermarkten, und Unternehmen, die Expertenvorträge oder Schulungen zur internen Nutzung einstellen – darunter Daimler, TÜV und die Deutsche Börse”, erklärt Mitgründer Martin Schlichte. Lecturio will aber auch die Nutzer selbst mehr einbinden. Bald kann jeder per Webcam eigene Vorträge aufnehmen und vermarkten. Dies ist einerseits eine interessante Weiterentwicklung des Konzepts, könnte ihm aber auch den Status einer professionellen Expertenplattform nehmen. Zumindest wäre es schade, wenn man sich in Zukunft zwischen vielen Nieten zu den wirklich guten Vorträgen durchklicken müsste.
Auf jeden Fall ist Lecturio auf der Überholspur und wagt nun auch den Schritt ins Ausland. Vermutlich wird das zwanzigköpfige Team bald mit neuen Investment-Meldungen herausrücken. Bisher investieren der Technologiefonds Sachsen und verschiedene ungenannte Business Angels in das Start-up. Auch andere Plattformen wie edudip (www.edudip.com) beackern das Feld „Lernvideos“. Dort werden im Unterschied zu Lecturio aber interaktive Online-Seminare angeboten, wo Teilnehmer live und zu einer bestimmten Uhrzeit anwesend sind.
Zum Thema
* Bildung für alle bei Lecturio
* Boommarkt E-Learning: Mit edudip Online-Seminare besuchen