Aderlass bei MyHammer: Ein Drittel der Mitarbeiter muss gehen
Noch im Sommer des vergangenen Jahres war der Handwerkermarktplatz MyHammer (www.my-hammer.de) voll auf Expansionskurs. Jetzt herrscht Katzenjammer! Das Unternehmen verkündete an diesem Dienstag in bestem Börsendeutsch ein Restrukturierungskonzept. Darin ist die Rede von einer “Fokussierung des Geschäftsmodells auf Deutschland und Österreich”. Erst im Dezember des vergangenen Jahres expandierte MyHammer in die USA. Länder wie die Schweiz, Frankreich und Australien standen zudem auf der Expansionsliste der Vermittlungsfirma. Seit 2008 ist MyHammer in Großbritannien am Start, einem Markt aus dem sich Mitbewerber blauarbeit.de (www.blauarbeit.de) ebenfalls längst zurückgezogen hat. Dem Abschied der Expansionspläne im Hause MyHammer folgt auch ein Abschied in Sachen Personal – rund ein Drittel der Mitarbeiter muss gehen.
Ende des vergangenen Jahres wirkten 77 Mitarbeiter bei MyHammer. Zuletzt waren laut Firmenangaben 80 Mitarbeiter an Bord. Somit müssen jetzt ungefähr 26 Mitarbeiter gehen. “Diese Maßnahme betrifft alle Entscheidungsebenen und alle Unternehmensbereiche”, teilt das Unternehmen mit. Die Gründe für diesen harten Einschnitt und die vielen Entlassungen liefert ein Blick auf die Zahlen von MyHammer: Bei 15,7 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete der Handwerkermarktplatz im vergangenen Jahr ein EBIT in Höhe von -2,4 Millionen Euro. Somit steht beim Unternehmen – trotz deutlich gestiegenem Umsatz – weiter ein sattes Minus unter dem Strich (siehe oben). Man kann somit davon ausgehen, dass MyHammer in den vergangenen Jahren nicht stark genug gewachsen ist, um das zuletzt deutlich vergrößerte Team zu refinanzieren. Nun soll sich MyHammer dank der Einschnitte “zu einem sich selbst tragenden Unternehmen entwickeln”. Dabei soll vor allem “die Abhängigkeit von Finanzierungen durch die Gesellschafter reduziert” werden. An der MyHammer Aktiengesellschaft ist die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck (auch an deutsche-startups.de beteiligt) maßgeblich beteiligt (siehe unten). Auf weitere Zuschussgeschäfte hat das Medienhaus offenbar keine Lust mehr.
Und was wird mit den Ablegern in Großbritannien und den USA? Momentan, teilt die Aktiengesellschaft mit, werden “strategische Optionen” geprüft. Ein Verkauf oder eine Einstellung sind somit weiter denkbare Optionen. Zumindest für Großbritannien scheint ein Verkauf die logischere Option, immerhin ist MyHammer schon fast drei Jahre auf der Insel aktiv und dürfte zumindest über einige loyale Nutzer verfügen. Es muss sich nur der passende Käufer finden! Eines ist aber klar: Der Traum vom einem weiteren multinationalen Player aus deutschen Landen ist mit diesem Umbau bei MyHammer gescheitert. Mal sehen, ob MyHammer, das im vergangenen Jahr seinen fünften Geburtstag feierte, die Kurve kriegt. Erst einmal kommen auf das Unternehmen weitere Kosten hinzu: Der Um- und Abbau soll einen “hohen sechsstelligen” Betrag kosten.
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