Fünfzehn Fragen an Matthias Meisdrock von OMQ
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Mir ist es wichtig, eigene Ideen konsequent umzusetzen.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Die Idee zu OMQ ist im Büro eines befreundeten Start-ups entstanden. Ich hatte mich zu dieser Zeit dort eingemietet und mit einem Diplomanden einen Auftrag für die Firma umgesetzt. Die Tür zu den Support-Mitarbeitern stand regelmäßig offen, so dass man mithören konnte, wie die Mitarbeiter immer die gleichen Probleme lösen mussten. Daraus entstand die Idee, ein Support-System zu entwickeln, bei dem man jedes Problem nur einmal beantworten muss.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Unser erstes Kapital stammt aus dem Exist-Forschungstransfer. Des Weiteren wurden wir durch die TFH Gründerwerkstatt unterstützt und haben als Anschluss-Finanzierung das IBB ProfFIT-Programm erhalten. Gegenfinanziert wurde das Darlehen teilweise durch einen eigenen Kredit. Zusätzlich haben wir den Transferbonus und den Innovationsassistenten bekommen. Momentan läuft noch eine Bewerbung für ein europäisches Forschungsprojekt, bei dem wir Mitglied in einem Konsortium aus verschiedenen Forschungseinrichtungen und internationalen Unternehmen sind. Durch unsere technologische Basis konnten wir eine Vielzahl von Forschungsgeldern akquirieren. Wir fangen jetzt aber auch an, uns nach Investoren und Business Angels umzuschauen.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Wir hatten oft Probleme mit bürokratischen Hürden von Fördereinrichtungen oder der Kreditbank. Es dauert oft ewig bis Anträge durchgehen. Andauernd muss man Unterlagen nachreichen. Ab und zu ist es auch schwierig, in großen Unternehmen an Entscheider zu kommen. Das haben wir aber in den meisten Fällen gut gemeistert.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Wir hätten noch früher Kontakt zu großen Unternehmen suchen sollen. Dabei wäre unsere Produktstrategie vielleicht eine andere gewesen und wir hätten uns schon früher auf unser nunmehr zweites Produkt fokussiert.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Bis jetzt ist bei uns viel über direkte Kontakte in unseren Netzwerken oder auf Messen gelaufen. Wir haben viele Unternehmen per Kaltakquise angesprochen. Durch den persönlichen Kontakt hatten wir immer ein direktes Feedback und konnten unser Produkt an die Kundenbedürfnisse anpassen. Mittlerweile werden wir vermehrt durch Empfehlung von Unternehmen kontaktiert, mit denen wir erfolgreich zusammengearbeitet haben. Sobald wir OMQ diagnostic über unsere Internetseite vertreiben, werden wir die ganze Google-Werbe-Schiene fahren. Außerdem werden wir uns Partner suchen, mit denen wir gemeinsame Aktionen im Bereich Support starten.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Allen voran mein Partner Sven Engelmann, mit dem ich in guten wie in schlechten Situationen zusammen stand. Hervorheben möchte ich auch eventurecat, die uns schon früh geholfen haben, ein Businesskonzept aufzustellen. Außerdem unterstützten uns oft Freunde, die teilweise jetzt noch bei oder für uns arbeiten. Daneben hat mir gerade am Anfang die Aussage meiner Eltern geholfen: “Wenn irgendwas schief geht, kannst du zur Not wieder bei uns einziehen.”
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Tipps habe ich eher für Gründer, die Kunden im B2B Segment haben. Man sollte sich in dem Bereich sehr früh mögliche Kunden suchen und mit ihnen die eigene Produktstrategie absprechen. Dabei kann man auch mit nichts als ein paar zusammengebastelten Screenshots hinfahren. Es geht darum, früh Feedback und weitere Kontakte zu erhalten. Bei der Zusammenarbeit mit Kunden muss man dann darauf achten, nicht alles ungefiltert zu übernehmen. Oft schlägt der Kunde Funktionen vor, die nicht sinnvoll sind. Insgesamt ist es uns sehr wichtig, für eine Idee zu stehen. Dies sollte sich in der Umsetzung, aber auch im Auftreten spiegeln.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Eine Strategie, mit der man in Deutschland Technologieunternehmen schaffen kann, die keine billige Eins-zu-eins-Kopie sind. Mit dem Exist Programm ist schon ein recht guter Ansatz gelungen. Nach der Förderphase gibt es aber ein Loch, mit dem besonders technologie-lastige Unternehmen zu kämpfen haben. Zu dieser Zeit sind Start-ups auf eine Finanzierung angewiesen, die meistens nur über Investoren realisierbar ist. In Deutschland muss man bei solch einer Finanzierungsrunde als Gründer viele Anteile abgeben, wenn diese überhaupt zu Stande kommt. Das Ergebnis ist, dass viele Gründer Ideen aus den USA aufwärmen und diese an die Originale innerhalb kürzester Zeit verkaufen. Deutschland hat von dieser Strategie nichts.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Vielleicht würde ich etwas im universitären Umfeld machen.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Spannender als ein Start-up fände ich es, die Anfänge von Porsche, Bosch oder anderen großen deutschen Unternehmen mitzuerleben. Ich habe in letzter Zeit ein paar Dokus über Ferdinand Piëch gesehen und fand diese sehr beeindruckend. Ich bin der Meinung, in Deutschland sollten sich die Start-ups auf eine eigene Identität besinnen und nicht, wie in den meisten Fällen, als Copycat von amerikanischen Vorbildern auftreten.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Ich fände es cool, an der Entwicklung der ersten Glühlampe oder der Dampfmaschine mitzuarbeiten.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Mit dem Geld würde ich ein Unternehmen gründen.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Einen schönen Sonntag verbringe ich mit meiner Freundin. Morgens frühstücken wir gemeinsam im Bademantel. Tagsüber machen wir eine Fahrradtour im Umland von Berlin und gehen in einem einsamen See baden. Abends surf ich im Internet.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Zum Bier vielleicht mit Jony Ive oder Erik Spiekermann. Gespräche mit Personen aus dem schöngeistigen Bereich verschaffen oft einen wichtigen Perspektivwechsel.
Zur Person
Matthias Meisdrock gründete gemeinsam mit seinem Partner Sven Engelmann die Firma OMQ (www.omq.de), die ein Help Desk zur Automatisierung von Support-Prozessen entwickelt. Nach seinem Studium an der Fachhochschule Brandenburg war Meisdrock im Rahmen der Entwicklung von OMQ unter Leitung von Prof. Raúl Rojas Angestellter der Freien Universität Berlin. Nun leitet er als technischer Geschäftsführer die Entwicklung des Unternehmens.