Insolvent: Swoopo sorgt nicht länger für Penny-Auctions

Wie ein aufmerksamer Leser deutsche-startups.de in einem Kommentar mitteilte, hat swoopo (www.swoopo.de) den Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt. Damit geht die Ära des Münchner “Entertainment-Shoppingdienstes” zu Ende, der in den vergangenen Jahren vor allem durch Negativschlagzeilen aufgefallen war. Diese handelten von Problemen in der Geschäftsführung, Stellenabbau und dem Rückzug aus Expansionsvorhaben. Vielen erschien es nur noch als eine Frage der Zeit, bis swoopo die Türen endgültig schließt – dies ist nun passiert. Auf der Plattform selbst ist von technischen Problemen die Rede.

Ein deutliches Anzeichen für den freien Fall des Shoppingdienstes war der Rückzug aus Korea Mitte vergangenen Jahres. Hinzu kamen die ständigen Wechsel in der Geschäftsführung und bei weiteren Swoopo-Führungskräften: So verschwanden 2010 innerhalb kurzer Zeit Iris Ostermaier, die seit 2007 als Chief Financial Officer bei Swoopo wirkte, Bernd Hacker (VP Auction Management & Business Development Europe), Adrien Hingert (VP Marketing), Peter Byungki Kim (General Manager Swoopo Asia Pacific) und Susan Chen (VP of International Strategy and Development) von der Bildfläche.
Ebenfalls verwirrend waren die zahlreichen Verschärfungen im Bereich “Direktkauf”: Nachdem Swoopo im Sommer 2009 kurzfristig auf die Nutzer zugegangen war und Bietern beim Direktkauf 100 Prozent der Einsätze erstattete, wurden die Regeln Anfang 2010 wieder verschärft. Direktkäufer erhielten in Folge nur noch 25 Prozent ihrer Einsätze zurück. All diese Faktoren trugen dazu bei, dass Swoopo nach dem Rekordjahr 2008 (22 Millionen Euro Umsatz) dem Absturz entgegeneilte. Daran änderten auch die 7,5 Millionen Euro nichts, die August Capital Anfang 2009 in das Unternehmen pumpte.

Swoopo geht, SevenSnap kommt

Die Insolvenz des bekanntesten deutschen Penny-Auction-Dienstes macht deutlich, dass die Hoch-Zeit dieses Modells vorbei ist. Vor Swoopo hat auch schon Dealstreat und Rabattschlacht der Insolvenzhammer getroffen. Das Problem liegt im Geschäftsmodell begründet: Nutzer ziehen sich meist enttäuscht zurück, nachdem sie Geld in eine Auktion gesteckt haben und am Ende kein Produkt erhalten. So ist es schwierig bis unmöglich, Stammspieler zu halten. Trotzdem versuchen immer wieder neue Anbieter ihr Glück. So ist zum Beispiel gerade der lang angekündigte Webdienst SevenSnap (www.sevensnap.com) online gegangen, eine Art Swoopo für Smartphones. Man setze auf ein optimiertes Geschäftsmodell und Transparenz, heißt es. Das Konzept: Für den Aufenthalt im sogenannten Snap Room bezahlen Nutzer 89 Cent pro Minute. Die Abrechnung erfolgt im 30-Sekundentakt. Jeder Nutzer senkt den Preis des Produktes mit 50 Prozent seines eingesetzten Zeitguthabens. Je mehr Nutzer im Snap Room verweilen, umso schneller fällt der Preis des Produktes. Transparent ist es insofern, als Nutzer sehen können, wie viele Mitbieter sich im Verkaufsraum befinden. Aber das Grundproblem bleibt bestehen: Man kann eine Menge Geld lassen, ohne je ein Produkt zu erhalten.

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