Bootstrapping – Form der Gründungsfinanzierung
In unserer Lexikon-Reihe publiziert Professor Dr. Tobias Kollmann, seit 2005 Inhaber des Lehrstuhls für BWL und Wirtschaftsinformatik – insbesondere E-Business und E-Entrepreneurship – an der Universität Duisburg-Essen, in regelmäßigen Abständen ein Stichwort aus dem von ihm herausgegebenen “Gabler Kompakt-Lexikon Unternehmensgründung“. Der jeweilige Lexikon-Eintrag beschreibt ein für Gründer relevantes Thema kurz und knapp. Heute geht es um den Begriff Bootstrapping, Bootstrap Finanzierung.
1. Begriff: Form der Gründungsfinanzierung, bei der die Strategie des Start-ups und die Realisierung des Gründungsvorhabens an ein sehr enges Budget und knappe Ressourcen angepasst sind. Ziel ist die Vermeidung von Ausgaben bei gleichzeitiger Maximierung der Einnahmen. Ratsam ist die Bootstrap Finanzierung vor allem bei einer Gründung nach dem Low-Budget-Model.
2. Ursprung des Begriffs: Der Begriff Bootstrapping stammt aus den USA. Er leitet sich aus dem amerikanischen Begriff „bootstrap“ – also Schnürsenkel – ab. Ähnlich wie der Schnürsenkel zur effizienten und fußschonenden Nutzung des Schuhwerkes festgezogen sein sollte, sollte auch die Gründungs- und Wachstumsstrategie des Start-ups eng an den knappen verfügbaren Ressourcen der Gründer ausgerichtet sein.
3. Voraussetzung: Voraussetzung für eine Bootstrap Finanzierung ist, dass die Gründer – im Gegensatz zur Selbstfinanzierung – über eigene Finanzmittel (Gründerkapital) verfügen und ihnen Möglichkeiten der Inanspruchnahme externer Finanzierungsquellen für Eigen- und Fremdkapital sowie ggf. Sicherheiten zur Unterlegung von Fremdkapitalfinanzierungen offen stehen. Dabei kann es sich auch um sehr beschränkte Möglichkeiten handeln, die den gesamten finanziellen Spielraum für das Gründungsvorhaben dann auch entsprechend eng gestalten.
4. Grundsätze des Bootstrapping: Nach Bhide haben sich die folgenden sieben Grundsätze bei der Bootstrap Finanzierung bewährt und können Gründern daher als Verhaltensregeln empfohlen werden. Grundsatz 1: Die Gründer sollten so schnell wie möglich mit einem operativen Geschäft beginnen. Grundsatz 2: Gründer sollen sich auf ein frühzeitiges Erreichen der Gewinnschwelle und eines positiven Cash Flows fokussieren. Grundsatz 3: Gründungsunternehmen mit Bootstrapping-Ansatz sollten höherwertige Produkte oder Services verkaufen, bei denen die Gründer sinnvoll die Vertriebsfunktionen wahrnehmen können. Grundsatz 4: Gründer sollten nicht mit hochbezahlten Teammitgliedern ohne Verständnis für die Gründerkultur des jungen Unternehmens arbeiten. Grundsatz 5: Gründer müssen beim Unternehmenswachstum entsprechend der nur begrenzt vorhandenen Ressourcen kontrolliert vorgehen. Grundsatz 6: In der Gründungs- und Frühentwicklungsphase muss der Fokus des Bootstrap-Unternehmens auf dem Cash als laufend verfügbarer Liquidität liegen. Grundsatz 7: Banken sollten gepflegt werden, auch wenn sie in der frühen Entwicklungsphase noch nicht als Kreditgeber zur Verfügung stehen.
5. Finanzierungsinstrumente: Die wesentlichen Finanzierungsinstrumente des Bootstrapping sind Gründerkapital, Family and Friends-Kapital, Bankkredite, Lieferantendarlehen, Leasing und öffentliche Fördermittel.
Tipp: Weiteres zum Thema Unternehmensgründung gibt es im Lexikon.
Das Gabler Kompakt-Lexikon Unternehmensgründung bietet über 2.000 aktuelle Begriffserklärungen zu den Themenfeldern Gründungsplanung/ -prozess/ -management, Geschäftsmodelle/ -konzepte/ -entwicklung sowie Unternehmensfinanzierung und Förderprogramme. Herausgeber Professor Dr. Tobias Kollmann ist anerkannter Experte für alle Fragen rund um die Unternehmensgründung und -entwicklung. Zielgruppe des Lexikons sind Unternehmensgründer, Gründungsberater, Venture-Capital-Unternehmen, Investment Manager, Unternehmensberater sowie Studenten und Dozenten der Wirtschaftswissenschaften an Fachhochschulen und Universitäten. Jetzt bei amazon bestellen