Entdeckung der Langsamkeit: Mailgames24 packt das Spiel in die Mail

Online-Gaming ist eines der konstantesten Boom-Themen der vergangenen Jahre. Inmitten von Avatar-Welten, Flash-Plugins und sozialen Spielelementen setzt eine kleine aber feine Spieleplattform einen ganz eigenen Akzent: Bei mailgames24 (www.mailgames24.de) spielen Nutzer per E-Mail. Jeder Zug eine Mail. Jede Mail ein Zug. Der Ansatz bringt die Langsamkeit und Reduziertheit ins Spielegeschäft zurück – zumindest bei der Generation ab 30. Bei mailgames24 spielen Nutzer mit Freunden, die sie per Mail einladen, alte Spieleklassiker wie Schach, Vier gewinnt, Reversi und Gomoku. Zusätzlich hat Gründer Andreas Freiherr von Lepel mit “Battleorcs Arena” ein simples Strategiespiel in Anlehnung an Warhammer40k entwickelt.

Beginnt ein Spieler eine Schachpartie, erhält sein Partner eine Mail, in die das gut aufbereitete Schachbrett samt Spielfiguren integriert ist. Der Spielegegner klickt auf “Antworten”, gibt in die oberste Zeile seinen Spielzug ein und schickt die Mail ab. Sofort analysiert und aktualisiert das System den Spielzug und sendet eine Mail mit dem aktualisierten Spielbrett zurück. Genau hierin liegt der Mehrwert gegenüber bisherigen “Play-by-Mail-Spielen”, in denen Spieler lediglich über den erfolgten Spielzug des Partners informiert wurden und sich anschließend auf die Spieleplattform begeben mussten. Bei mailgames24 ist das Spielbrett in die Mail eingebunden.

“Ich richte mich bewusst an Casual Gamer ab 30”

Klingt langweilig? Das Potential liegt gerade in der simplen Umsetzung. “Ich richte mich bewusst an Casual Gamer ab 30, die nicht viel Zeit zum Zocken haben und in Positionen arbeiten, in denen man keine Spieleseiten öffnet. Hingegen schafft es jeder, alle paar Stunden oder Tage einen Spielzug per Mail abzuschicken.” Vorteile ergeben sich auch beim Spielen auf mobilen Endgeräten. Es werden weniger Daten übertragen als beim Öffnen von Browserseiten, Nutzer sparen Zeit und Kosten. Letztendlich habe es aber vor allem mit Lebensgefühl zu tun: “Mailgames24 bedeutet die Wiederentdeckung der Langsamkeit. Mit einem Freund schicke ich alle paar Tage einen Spielzug hin und her. Das ist so besonders wie einen Brief bekommen.” Das Konzept lehnt sich an die sogenannten “Post-Spiele” an, die vor einigen Jahrzehnten sehr beliebt waren. Damals verschickte man seine Spielzüge per Brief – insofern ist mailgames24 eine deutliche Steigerung in puncto Schnelligkeit.

Lepel veröffentlichte schon während seiner Schulzeit Spiele. Später arbeitete er als Chefredakteur und Entwickler für die Lernplattform scoyo (www.scoyo.de). Dann stellte er anhand von drei Kriterien etwas eigenes auf die Beine: Es sollte eigenfinanziert (also virale Verbreitung), kostengünstig (also ohne laufenden Content) und ein Spiel sein. “Mail-Spiele decken all dies ab: Sie funktionieren standardisiert auf allen Endgeräten und die einzelnen Spielzüge generieren viel Traffic. Werbepartner können ihre zielgruppenspezifische Werbung einbinden, die viel stärker wirkt als ein Banner auf einer blinkenden Browserseite.” Erster Affiliatepartner für die deutsche und englische Sprachversion ist Amazon. Später seien auch Lizenzmodelle denkbar und speziell in Auftrag gegebene Werbespiele.

Minderjährige Spieler wird mailgames24 kaum mitreißen können

Noch befindet sich die Plattform in der offenen Betaphase. Es gilt vor allem ein Hauptproblem auszumerzen: “Leider halten sich viele Mail-Anbieter nicht an die Standards, so dass wir es mit vielen unterschiedlichen Formaten zu tun haben. Wir haben mittlerweile aber kaum noch Fehlermeldungen.” Datenschützer wird erfreuen, dass kein Login erforderlich ist. Fazit: Minderjährige Spieler wird mailgames24 kaum mitreißen können. Aber das verheißungsvolle Konzept setzt seinen Fokus auf ältere Zielgruppen, die aufgrund ihres vollgepackten Alltags von anderen Gaming Trends ausgeschlossen sind.