Fünfzehn Fragen an Alexander Hachmann von widjet
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Es ermöglicht mir Freiraum in jeglicher Hinsicht – und gibt mir gleichzeitig die Chance, selbst mein größter Kritiker zu sein.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Christoph Kolb, mein jetziger Geschäftspartner und damaliger Kommilitone, hat mir an einem weinseligen Abend beim Spanier den Vorschlag gemacht, ein gemeinsames Unternehmen zu gründen. Und ich habe sofort ja gesagt. Einen Monat später waren wir am Start.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Das wichtigste Kapital sind besonders am Anfang die Menschen, ihre Ideen, ihr Wissen und ihr Commitment. Probleme lösen sich nicht, indem man Geld darauf wirft – obwohl eine solide finanzielle Ausstattung natürlich nicht schadet. Den Anfang haben Christoph Kolb und ich aber ganz alleine geschafft.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Die im Kopf. Am schwierigsten war es für uns, die richtige Richtung zu finden und aus den vielen Ideen, die wir hatten, die eine herauszufiltern, die es dann geworden ist. Fallen gehört beim Laufenlernen einfach dazu.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Wir würden wahrscheinlich einfach andere Fehler machen. Aus denen, die wir gemacht haben, haben wir in den meisten Fällen gelernt, aber die Auswahl ist ja groß genug.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Ich würde es nicht als Marketingmaßnahme bezeichnen, aber das wichtigste Instrument in unserer Arbeit ist für uns das persönliche Gespräch. Und einen guten Job zu machen, denn nichts geht über positive Mundpropaganda. Ansonsten setzen wir auf PR und aktives Netzwerken in der Branche.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Der Mitgründer Christoph Kolb. Und die nette Coffeeshop-Dame hinter der Theke, die literweise Kaffee für mich gemacht hat.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Sich genau zu überlegen, wer die Dienstleistung oder das Produkt, das man anbietet, tatsächlich braucht. Und noch ein wenig wichtiger: Wer bezahlt nachher dafür? Manche Ideen erledigen sich so von selbst. Und eine Weisheit aus unserer Elterngeneration: Verdienen kommt von dienen. Eine vertrauensvolle, persönliche Beziehung zum Kunden ist für mich in unserer Branche das A & O.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Eine Förderung, die unkomplizierter und entbürokratisierter ist. Und auch Unternehmen eine Chance gibt, die bereits erfolgreich gestartet sind – und nicht nur denen, die bisher nur auf dem Papier bestehen. Denn im Grunde geht diese Logik bei vielen Förderungen ja gegen die eigentliche Idee des Unternehmertums, das Eigeninitiative und auch eine gewisse Risikobereitschaft voraussetzt.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Ich weiß gar nicht, ob wir ein klassisches Start-up sind, ich sehe uns eher als junges Unternehmen. Wir haben die Gründungsphase ziemlich schnell hinter uns gelassen und konnten zum Glück auch praktisch von Anfang an von dem leben, was wir machen. Wenn es widjet nicht gäbe, hätte ich wahrscheinlich eine andere Firma gegründet oder meine Dozententätigkeit, die mir viel Spaß macht, weiter ausgebaut.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Bei „the next big thing“, wer immer das auch sein wird. Für Hinweise bin ich immer dankbar.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
In die Zukunft. Ich möchte dabei sein, wenn die Menschheit einen Weg gefunden hat, unser Sonnensystem zu verlassen und andere Galaxien zu entdecken.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Spannende Projekte starten, die meine persönliche Neugier befriedigen. Und eine riesige Kiste absolut identischer Socken kaufen, weil ich es hasse, sie immer sortieren zu müssen.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Am liebsten mit guten Freunden, über die Welt diskutierend. Alternativ mit einem guten Buch.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Steven Hawking. Oder Batman. Am liebsten mit beiden zusammen.
Zur Person
Alexander Hachmann ist seit 2008 einer der beiden geschäftsführenden Gesellschafter von widjet (www.widjet.de), einer Kölner Agentur für Interaktionsdesign. Der Wirtschaftspsychologe und Kommunikationswirt arbeitete vorher als selbstständiger Trainer und Marketingberater für Kunden aus dem B2C-Bereich. Parallel dazu publizierte er als Fachautor in mehreren Magazinen und nahm ab 2001 verschiedene Dozententätigkeiten wahr – unter anderem an der Universität Duisburg-Essen, der WAK in Köln und der Fresenius Hochschule Köln, wo er bis heute seinen Studenten VWL nahe bringt.