Fünfzehn Fragen an Christiane Strasse von projektwerk
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Sehr viel – ich kann gestalten, handeln, Verantwortung übernehmen, meine Ideen umsetzen.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Ich habe zum Thema “Flexibilisierung der Arbeitswelt” an einem Forschungsprojekt mitgearbeitet – das hat mich nicht mehr losgelassen.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Wir hatten ein Gründungsdarlehen, später sind dann Business Angels eingestiegen.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
1999 war das Internet noch in den Anfängen, es gab sehr viel Dynamik und Unsicherheit. Aus heutiger Sicht waren die größten Stolpersteine aber mangelnde Fokussierung und Unerfahrenheit.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Besser priorisieren, konsequenter umsetzen, schnellere Produktentwicklung. Insgesamt würde ich weniger akademisch rangehen. Aber ich kam eben aus der Wissenschaft und musste erstmal lernen, Unternehmerin zu sein.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Empfehlungen waren für uns definitiv das wichtigste, bevor wir professionelles Marketing begonnen haben.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Mein damaliger Lebenspartner. Später auch ein Mentor, der selbst ein sehr erfolgreiches Unternehmen gegründet hatte und seine Erfahrungen gern an junge Unternehmer weitergeben wollte.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Fokus, Fokus, Fokus.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Ein offeneres Klima, das Bundeswirtschaftsministerium könnte mal positive Stimmung verbreiten und PR machen. Das hilft, glaube ich, mehr als komplizierte und bürokratische Förderprogramme und kostet weniger Geld. Der Großteil der Gesellschaft sieht gar nicht, wie viele tolle junge Unternehmen es gibt und was dort eigentlich alles geleistet wird. Man liest immer nur, welche Konzerne gerade wieder wie viel abbauen, aber nie, was Unternehmer mit einem riesigen Einsatz und teilweise tollem Erfolg aufbauen.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Ich habe ja mal eine akademische Karriere angefangen, das war aber nichts für mich. Verwaltung geht nicht, Politik auch nicht. Forschung auch nicht. Etwas Unternehmerisches mit echter Verantwortung müsste es schon sein. Ich kenne nichts Spannenderes.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Es gibt so viele interessante Start-ups, aber eher international. Ich wäre gern mal eine Weile im Silicon Valley – einfach so zur Inspiration.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
In die nähere Zukunft – sagen wir ins Jahr 2080.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Reisen und in spannende Projekte investieren. Und natürlich ein Paar unpraktische Schuhe.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Ruhig – mit meiner Familie und ohne Termine. Leider gibt es Sonntags keine Sueddeutsche Zeitung.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit meiner Tochter.
Zur Person
Christiane Strasse, Jahrgang 1966, ist Diplom-Kauffrau und promovierte 1997 an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg zum Thema Personalentwicklung. Dort forschte sie auch zum Thema Flexibilisierung der Arbeit für Fach- und Führungskräfte, parallel arbeitete sie als Beraterin bei der F.G.H. Forschungsgruppe Hamburg, später bei W & P. Im Jahr 1999 gründete sie die Projektbörse projektwerk (www.projektwerk.de), die seit wenigen Monaten neben der IT Branche auch für die Consulting, Engineering, Creative und Fashion Branche zur Verfügung steht.