“In einem Jahr beschäftigen wir 200 bis 300 Mitarbeiter” – Christian Wawrzinek und Stefan Klemm von Goodgame im Interview

Vor rund einem Jahr erblickten die Spielefirma Goodgame Studios (www.goodgamestudios.com) das Licht der Webwelt. Der Ableger der Altigi GmbH warf seitdem eine ganze Reihe sogenannter Casual Games auf den Markt, die Nutzer auf […]

Vor rund einem Jahr erblickten die Spielefirma Goodgame Studios (www.goodgamestudios.com) das Licht der Webwelt. Der Ableger der Altigi GmbH warf seitdem eine ganze Reihe sogenannter Casual Games auf den Markt, die Nutzer auf unzähligen Webseiten spielen können. Im Interview mit deutsche-startups.de sprechen Goodgame-Macher Christian Wawrzinek und Stefan Klemm, Chief Technical Officer der jungen Spieleschmiede, über Meisterwerke, bekannte Spielideen und mehrere Millionen verkaufte virtuelle Güter.

Mit der kleinen Browserspieleschmiede spotsonfire übernahm Goodgame Studios kürzlich das Jump’n’run-Spiel Jump Jupiter. Wie passt das Echtzeit-Multiplayerspiel zu Goodgame Studios?
Wawrzinek: Jump Jupiter ist einfach ein tolles Spiel, das ideal zu uns passt und unser bisheriges Portfolio hervorragend erweitert. Wie unsere anderen Spiele handelt es sich ebenfalls um ein Casual Game auf Flash-Basis, es hat einen unverwechselbarer Style und ist technologisch enorm innovativ. Die Spiele der Goodgame Studios sind bereits allesamt Multiplayer Spiele, mit klarem Focus auf sozialer Interaktion. Mit Jump Jupiter und der dahinter steckenden Technologie decken wir nun auch die Königsklasse der Online-Spieleentwicklung ab, nämlich die sehr Performance-intensive Echtzeit-Multiplayer-Action.

Welche Rolle übernehmen die spotsonfire-Gründer Stefan Klemm und Dominik Willers künftig bei Goodgame Studios?
Wawrzinek: Dominik und Stefan haben mit Jump Jupiter ein absolutes Meisterwerk kreiert. Das Spiel zeigt beispielhaft ihre großen technischen Fähigkeiten und ihre Erfahrung in der Spieleentwicklung. Dazu kommt, dass wir uns seit unserem ersten Kennenlernen vor einem Jahr sofort sympathisch waren. Sie bilden daher eine großartige Ergänzung des Altigi Managements und leiten als CTOs die Entwicklungsabteilung.

Bleibt spotsonfire als eigenständiges Unternehmen bestehen?
Klemm: Für uns alle war es im Zuge der Übernahme sehr wichtig, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Daher konzentrieren wir unsere Aktivitäten auf eine Marke, die Goodgame Studios.

Das Unternehmen spotsonfire verschwindet somit?
Klemm: Ja, die Firma werden wir wohl zum Ende des Jahres abwickeln.

Goodgame Studios sind ein Ableger von Altigi. Zu Ihrem Unternehmen gehört beispielsweise coolespiele.com. Was waren die Gründe, mit Goodgame Studios ein neues Projekt zu starten?
Wawrzinek: Altigi ist eine Holding Company, die durch geschickte Reinvestitionen der Werbeerlöse zu einem der größten deutschen Publisher im Casual Free2Play-Gaming geworden ist. Wir betreiben über 20 Gaming-Portale im In- und Ausland und haben sehr viel Erfahrung im Spielemarkt. Es war für uns ein absolut logischer Schritt, passende, monetarisierbare Spiele zu entwickeln und zudem unsere bestehenden Kontakte für die weltweite Distribution zu nutzen. Dadurch können wir das Konzept hervorragend skalieren.

Welche Plattformen gehören denn sonst so zu Altigi?
Wawrzinek: Alle Plattformen hier aufzuzählen, würde sicher den Rahmen sprengen. Neben Coolespiele.com und goodgamestudios.com betreiben wir unter anderem inetplay.de, gratisspiele.cc, playlink.de, onlygame.de und diverse weitere Gaming-Plattformen. Unser eigenes Netzwerk bildet aber nur einen sehr kleinen Teil unseres Traffics und steht daher für uns nicht im Vordergrund.

Goodgame Studios firmieren offiziell als Abteilung der Altigi GmbH. Soll dies so bleiben oder planen Sie eine Ausgründung als eigene Gesellschaft?
Wawrzinek: Die Firmenstruktur ist im Moment angenehm einfach aufgebaut. Das soll auch so bleiben.

Zum Spieleportfolio von Goodgame Studios gehören momentan Goodgame Poker, Goodgame Farmer, Goodgame Mafia und Goodgame Cafe. Klingt wie eine Kopie des Zynga-Portfolios. Wo bleiben die neuen Ideen?
Klemm: Natürlich haben wir uns vor jeder Produktion überlegt, welche Genres gut funktionieren können. Die Settings unserer Spiele sind daher auch lange bekannte Spielideen und machen einen Erfolg wahrscheinlich. Schaut man genauer hinter die Titel unserer Spiele, sieht man aber auch, dass sie weit über die Spielmechanik bekannter Facebook-Spiele hinausgehen. So bietet Goodgame Farmer unseren Spielern zum Beispiel durch die von uns eingeführten Marktplätze mit Chatfunktion erst ein richtiges Multiplayer-Erlebnis. Wir konnten daher auch schon drei renommierte Preise für die von uns entwickelten innovativen Titel gewinnen.

Welche weiteren Spiele wird es künftig von Goodgame Studios geben?
Klemm: Bis Ende des Jahres streben wir ein Gesamtangebot von 10 Spielen an, das 2011 natürlich rasant wachsen soll. Neben gut bekannten Konzepten werden aber auch ungewöhnlichere Spielideen dabei sein.

Wo im Netz kann man die Goodgame-Studios-Spiele überhaupt spielen?
Klemm: Unsere Spiele werden schon jetzt von knapp 50 Millionen Besuchern im Monat auf mehreren tausend Webseiten weltweit gespielt. Wir haben in den vergangenen Monaten ein großes internationales Distributionsnetzwerk aufgebaut, das durch unsere Vertriebsabteilung ständig erweitert wird. Wir sind auch auf sozialen Netzwerken zu finden, haben allerdings unseren klaren Schwerpunkt abseits der Social Communities. Wir haben sehr diversifizierte Publishing-Kanäle und sind daher sehr unabhängig von einzelnen Partnern.

Wer sind die wichtigsten Partner?
Wawrzinek: Wir sind bei den Partnerschaften, wie gesagt, sehr breit aufgestellt und nicht abhängig von wenigen großen Partnern. Diverse unserer Partner erreichen einen sehr beträchtlichen Monatsumsatz mit dem Goodgame Studios Partnerprogramm. Welcher Partner nun genau wie viel Umsatz mit uns generiert, wollen wir natürlich nicht verraten.

Nicht einmal ein Jahr nach dem Start von Goodgame Studios stehen über 60 Mitarbeiter auf der Gehaltsliste. Planen Sie weitere Einstellungen?
Wawrzinek: Definitiv! Auf unserer Homepage sind aktuell circa 40 offene Stellen ausgeschrieben. Zum Ende des nächsten Jahres wollen wir 200 bis 300 Mitarbeiter beschäftigen. Der Erfolg von Goodgame Studios liegt vor allem in unserem großartigen Team begründet, das mit Intelligenz, Teamfähigkeit und Feuer im Herzen unsere Firma voranbringt. Diesen Weg wollen wir weitergehen. Um die Lebensqualität bei Goodgame Studios so hoch wie möglich zu gestalten, bieten wir unseren Mitarbeitern einiges, das kommt gut an. Jeder kann kostenlos Swimmingpool, Park und Fitnessraum nutzen, es gibt im Büro kostenlose Verpflegung wie Snacks, frisches Obst, Müsli, Getränke usw. Erst vor zwei Wochen haben wir nun auch unser neues, sehr großes Büro bezogen. deutsche-startups.de ist natürlich jederzeit eingeladen, uns einen Hausbesuch abzustatten!

Auf dieses Angebot kommen wir gerne demnächst zurück. Die wichtigste Frage überhaupt: Womit verdienen Goodgame Studios Geld?
Klemm: Unsere Spiele sind Free2Play, also grundsätzlich kostenlos und ohne In-Game-Werbung. Da es sich um Browsergames handelt, muss auch keine Software erworben oder installiert werden. 95% unserer User spielen ohne Einschränkung dauerhaft gratis, nur 5% der Spieler gönnen sich optionale, kostenpflichtige Spielangebote. In der Regel werden Konsumgüter mit Zeitvorteil gekauft, um im Spiel schneller voranzukommen und dadurch das Erfolgserlebnis zu beschleunigen. Aber auch virtuelle Geschenke oder dekorative Gegenstände stehen hoch im Kurs. Allein bei Goodgame Poker verkaufen wir mehrere Millionen virtuelle Güter im Monat.

Wofür genau geben die Nutzer Geld aus?
Wawrzinek: Die Nutzer haben im Goodgame Studios Shop die Möglichkeit, Spielwährungen wie zum Beispiel virtuelle Goldbarren für Realwährung einzukaufen. Wir bieten je nach Land verschiedene Landeswährungen, Sprachen und diverse Zahlungssysteme an wie die Zahlung per SMS, Telefonrechnung, Paypal, Kreditkarte, Cash-Karten usw. Mit der erworbenen Spielwährung kaufen die Nutzer dann die erwähnten virtuellen Güter im Spiel selbst.

Wann schreibt Goodgame Studios schwarze Zahlen?
Klemm: Die Goodgame Studios sind schon seit kurz nach dem Release des ersten Spiels, Goodgame Poker, sehr profitabel. Da wir keinen Investor haben, finanzieren wir das Wachstum komplett aus dem eigenen Cash-Flow.

Definieren Sie einmal „sehr profitabel“?
Wawrzinek: Unsere genauen Umsätze wollen wir natürlich nicht nennen. Nur soviel: Sie liegen deutlich über dem, was wir für Neueinstellungen ausgeben können. Seit Februar haben wir 40 neue Leute eingestellt. Der wachstumsbegrenzende Faktor ist dabei eher das schnelle Auffinden von perfekt passenden Mitarbeitern, nicht das Kapital.

Wo steht Goodgame Studios in einem Jahr?
Wawrzinek: In einem Jahr werden wir etwa 200 bis 300 Mitarbeiter und mindestens 20 Spiele im Portfolio haben sowie eines der erfolgreichsten europäischen Casual Games Unternehmen sein. Durch umfangreiche Internationalisierung und den verstärkten Ausbau unserer Vertriebskanäle bereiten wir schon jetzt den globalen Rollout von Goodgame Studios vor.

Zu den Personen
Christian Wawrzinek, Jahrgang 1980, ist zusammen mit seinem Bruder Kai Wawrzinek Geschäftsführer und Produktionsleiter des Hamburger Spieleentwicklers Goodgame Studios. Er verantwortet die operative Ausrichtung des Unternehmens und die Koordination neuer Produktentwicklungen. Nach einem Studium der Zahnmedizin an der Universität Kiel promovierte er am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Aus der Leidenschaft für Computerspiele entstand bereits während des Studiums die Altigi GmbH.

Stefan Klemm, Jahrgang 1978, ist für die technische Leitung von Goodgame Studios zuständig. Zuvor war Klemm Geschäftsführer des Spieleentwicklers spotsonfire, der von Goodgame Studios im Juni 2010 übernommen wurde. Nach dem Medieninformatik-Studium in Wedel war Klemm als leitender Software-Entwickler in verschiedenen namhaften Unternehmen tätig. Seine frühe Begeisterung für Computerspiele auf dem C64 hat seine Passion für die Spieleprogrammierung stark geprägt.

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Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.