“Wir geben unseren neuen Spielen die Zeit zu reifen” – Florian Bohn von Travian Games im Interview

Die Browserspieleschmiede Travian Games (www.traviangames.de) zählt zu den deutschen Erfolgsgeschichten im Internet. Aus einem Hobbyprojekt, dem Strategieaufbauspiel Travian, wurde innerhalb von wenigen Jahren ein Unternehmen mit 150 Mitarbeitern und einem geschätzten Millionenumsatz. Im […]

Die Browserspieleschmiede Travian Games (www.traviangames.de) zählt zu den deutschen Erfolgsgeschichten im Internet. Aus einem Hobbyprojekt, dem Strategieaufbauspiel Travian, wurde innerhalb von wenigen Jahren ein Unternehmen mit 150 Mitarbeitern und einem geschätzten Millionenumsatz. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Geschäftsführer Florian Bohn über Social Games, soziale Bindungen und das beste Travian aller Zeiten.

Seit Farmville und Co. redet die ganze Welt nur noch von Social Games. Sind Browsergames ein Auslaufmodell?
Wir beobachten mit großem Interesse die Entwicklungen auf dem Markt der so genannten Social Games. Diese kurzweiligen Spiele begeistern Millionen von Spielern und öffnen somit große Märkte für das Thema Computerspiele – das ist grundsätzlich eine sehr positive Entwicklung für unsere Industrie. Browsergames – nach unserem Qualitätsverständnis – bieten allerdings eine ganz andere Spieltiefe. Somit glauben wir nicht, dass Browsergames ein Auslaufmodell sind – ganz in Gegenteil. Wer Spaß an einsteigerfreundlichen Social Games hat, für den ist ein gutes Browserspiel der nächste logische Schritt.

Wird es denn in absehbarer Zukunft auch mal ein Social Game von Travian geben?
Wir planen aktuell keine Umsetzungen für die bekannten Social Communitys. Aber wie schon erwähnt: Der Markt ist spannend und wir beobachten ihn weiter – und wir haben alle Möglichkeiten, auch kurzfristig zu reagieren, sofern wir dies zukünftig als sinnvoll erachten.

Fast alle Browserspielefirmen haben den Boom der Social Games regelrecht verpennt. Warum?
Nur weil wir im Augenblick auf Plattformen wie Facebook nicht aktiv sind, heißt das noch lange nicht, dass wir nicht auf das Prinzip „Social Game“ setzen. Die sozialen Bindungen und die Interaktionsmöglichkeiten zwischen den Spielern sind bei einem guten Browserspiel deutlich stärker als bei den meisten Facebook-Spielen – und das war auch schon so, lange bevor so genannte Social Games auf den bekannten Plattformen Schlagzeilen gemacht haben.

Das Aufbaustrategiespiel Travian ist die Keimzelle von Travian Games mit seinen mittlerweile sechs Spielen. Welche Bedeutung hat das Urspiel heute noch für ihr Unternehmen?
In erster Linie ist es natürlich das erfolgreichste und bekannteste Spiel in unserem Portfolio. Es ist aber auch Sinnbild für unsere Strategie: Wir bieten Spiele an, die mit hoher Spieltiefe und sehr guter Qualität langfristig begeistern.

Hat Travian seinen Zenit nicht schon längst überschritten?
Wir sind mit den aktuellen Zahlen sehr zufrieden – das Travian-Spiel-Prinzip ist zeitlos und begeistert nach wie vor Millionen Spieler weltweit. Trotzdem arbeiten wir permanent an Detail-Verbesserungen. 2011 veröffentlichen wir mit Travian 4 eine komplett überarbeitete Version unseres Klassikers – Spieler und Fans dürfen sich auf das beste Travian aller Zeiten freuen.

Alle Nachfolgespiele, also Travianer, Imperion und Wewaii, konnten den unglaublichen Erfolg von Travian nicht wiederholen, oder?
Das ist nach aktuellem Stand sicherlich richtig – aber auch Travian hat seine Zeit gebraucht, um so immens erfolgreich zu werden. Wir setzen auf Nachhaltigkeit und geben unseren neuen Spielen auch die Zeit zu reifen und neue Spieler zu begeistern. In der Summe sind wir aber mit allen unseren aktuellen Titeln sehr zufrieden. Wewaii zum Beispiel hat gerade den Deutschen Computerspielpreis in der Kategorie bestes Browserspiel gewonnen und entwickelt sich inhaltlich und auch wirtschaftlich prächtig.

Wie steht es denn insgesamt wirtschaftlich um Travian Games?
Auch wenn der Markt in den letzten Jahren deutlich schwieriger und enger geworden ist, sind wir nach wie vor mit unseren Umsatzzahlen sehr zufrieden. Wir streben weiterhin ein gesundes Wachstum an und die positiven Umsatzentwicklungen in den letzten Jahren bestärken uns, an unserer nachhaltigen Strategie festzuhalten. Wir blicken absolut zuversichtlich in die Zukunft.

Momentan beschäftigt Travian 150 Mitarbeiter. Wofür brauchen Sie so viele Angestellte?
Wir investieren den Großteil in Entwicklung, Qualität und die Pflege unserer Spiele und Communitys. Zudem sind wir international tätig – auch das erfordert eine immense Manpower. Daher sind wir ständig auf der Suche nach neuen Kollegen, aktuelle Ausschreibungen gibt es tagesaktuell auf unserer Homepage www.traviangames.de/jobs.

Im Frühjahr dieses Jahres übernahm Travian die kleine Spieleschmiede northworks. Nach der Übernahme sprachen Sie davon, dass sie im „stark wachsenden Markt für Online-Sportspiele deutliche Akzente setzen“ wollen. Wo sind diese Akzente bisher?
Gerade haben wir die Betaphase von Goalunited 2011 gestartet, das Spiel bietet viele spannende Neuerungen – auf dem Markt der Browsersportspiele werden wir damit definitiv die versprochenen Akzente setzen und viele Sportfans begeistern.

Wird es daneben weitere Spiele von northworks geben, angekündigt waren schließlich bereits einige?
Definitiv – aktuell wollen wir uns allerdings voll auf Goalunited 2011 konzentrieren. Wir haben für die Zukunft aber schon einige sehr spannende Konzepte in der Schublade. Das wir einige davon umsetzen werden, ist nur eine Frage der Zeit.

Was waren die Gründe für den Kauf von northworks – warum setzen Sie ausgerechnet auf Online-Sportspiele?
Wir sehen in diesem spannenden Segment trotz des großen Wettbewerbs nach wie vor viel Potential – und Northworks hat die nötigen Ideen und die Erfahrung, diese Potentiale auch zu aktivieren.

Bleibt northworks weiter eine eigenständige GmbH?
Auf jeden Fall. Wir vertrauen den Gründern und deren Expertise im Spielemarkt. Northworks kreatives Potential und unsere Erfahrungen im internationalen Markt sind eine sehr erfolgversprechende Kombination.

Zum Schluss noch ein Blick in die Zukunft: Wo steht Travian Games in einem Jahr?
Wir werden an unserer Strategie festhalten und weiter gesund wachsen. Unsere Fans dürfen sich auf neue tolle Spiele freuen, die unsere Mitarbeiter und Partner mit Begeisterung entwickeln und pflegen.

Zur Person
Florian Bohn, Jahrgang 1978, steht seit 2009 an der Spitze von Travian Games. Keimzelle des Unternehmen, das 2005 von Gerhard und Siegfried Müller ins Leben gerufen wurde, ist das Aufbaustrategiespiel Travian (www.travian.de), welches in der Antike spielt. Die weiteren Games der Spieleschmiede sind Imperion (www.imperion.de), Wewaii (www.wewaii.de) und Travianer (www.travianer.de). Die Zahl der aktiven Spieler gibt das Unternehmen mit 5,2 Millionen an. Mit der Übernahme von northworks (www.northworks.de) im Frühjahr 2010 stieg Travian Games in das Segment Online-Sportspiele ein. Vor seiner Zeit bei Travian Games war Bohn Manager Marketing & Vertrieb bei der Nordeck Holding und wirkte in verschiedenen Positionen bei der Loyalty Partner GmbH.

* Travian steigt bei northworks ein
* Travian lässt Beiboote zu Wasser
* ds-Videointerview: Sascha Kaddatz von northworks

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.