Fünfzehn Fragen an Hanno von der Decken von tolingo
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Einen möglichst großen Einfluss darauf zu haben, wie ich meine Zeit verbringe. Und natürlich auch sich immer mehr Möglichkeiten zu erschaffen, die eigenen Ideen ausleben zu können.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Die Idee zu tolingo war eher ein Prozess. Angefangen mit den ersten Plänen für ein ähnliches Geschäftsmodell, zusammen mit meinem Mitgründer während der Uni-Vorlesung, bis hin zum initialen Anspruch den Bereich der professionellen Fachübersetzungen zu erobern. Natürlich sind wir auch heute noch fortlaufend dabei, die Idee weiterzuentwickeln.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Das erste kleine Büro ließ sich noch aus eigener Kraft finanzieren, bis zu den ersten Umsätzen war dann noch etwas Unterstützung aus der Familie von Nöten. Um ein schnelleres Wachstum zu ermöglichen, haben wir uns dann relativ zügig für eine Businessangel-Finanzierung entschieden. Wir kamen schließlich zusammen mit Martin Ostermayer, Thorsten Rehling und Dirk Freise, die bereits handy.de und blau Mobilfunk gegründet hatten – das war bis heute sicherlich eine unserer besten Entscheidungen auf dem Weg von tolingo. Ende 2009 kam dann Neuhaus Partners als VC-Investor hinzu.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
An vielen Stellen sicherlich die eigene Unwissendheit. Heute gehen wir alle neuen Aufgaben und Herausforderungen viel zielstrebiger und effizienter an, als wir es manchmal in der Vergangenheit taten, weil wir es nicht besser wussten.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Gute Frage. Vermutlich würde ich im Vorfeld noch etwas vorausschauender die notwenigen Ausbaustufen der Firma planen, um bereits vom ersten Tag an eine klare Wachstumsstrategie zu haben. Der ideale Weg liegt zu Beginn in meinen Augen im richtigen Verhältnis von Pragmatismus und Strategie – wir waren in unserem ersten Jahr eventuell einen Tick zu pragmatisch ausgerichtet.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Da wir überwiegend Businesskunden haben, machen wir sehr gute Erfahrungen mit direktem Dialogmarketing. Ob persönlich oder am Telefon, im direkten Gespräch können wir am besten Punkten.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Das sind natürlich viele und in jeder Phase auch wieder andere Leute. Unterm Strich kam natürlich viel Unterstützung in erster Linie von meinen Mitgründern, aber auch von den Eltern, die eigentlich natürlich auch gerne ein abgeschlossenes Studium gesehen hätten. Als es dann ans Eingemachte ging hat bspw. Gerd Bassewitz uns stark geholfen eine solide Finanzierung zu erarbeiten. Operativ bekamen wir viel Unterstützung von Roman Reimer, der heute ebenfalls Geschäftsführer von tolingo ist.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Bei uns war es sehr hilfreich und ich denke auch wichtig, schnell den „Point-of-no-Return“ zu erreichen. Das sind mitunter Kleinigkeiten, wie z.B. die Mietausgaben für ein kleines Büro, aber auch das stolze Rumerzählen, dass man gerade an einem coolen Produkt arbeitet. Das schafft dann schnell Verbindlichkeit und schürt natürlich auch die Erwartungshaltung bei einem selbst und bei anderen. Dieser „Druck“ kann ganz zu Beginn sehr produktiv sein und hilft schnell über so manches, ganz natürliche Motivationstief hinweg.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Ehrlich gesagt haben wir uns wenig mit den Vor- und Nachteilen von Deutschland als Gründungsstandort auseinandergesetzt. Da ich schon mehrfach gehört habe, dass es bspw. in China deutlich bürokratischer zugehen soll, denke ich sind wir nicht so schlecht dran. Den Großteil der Rahmenbedingungen diktiert in meinen Augen der Markt und der ist in Deutschland weitestgehend attraktiv.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Momentan würde ich vorerst vermutlich noch auf der Unibank sitzen.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Derzeit sicherlich Chatroulette. Extremer Unterhaltungswert mit einfachsten Mitteln. Eine nette Geschichte. :-)
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Wirtschaftlich hatten alle Epochen so ihre Vor- und Nachteile. Früher waren Firmengründungen im Industriebereich charmanter Weise mit verhältnismäßig weniger Kapitaleinsatz möglich. Dafür können erfolgreiche Geschäftskonzepte heute schneller wachsen. Ich würde daher vorerst in der aktuellen Epoche bleiben.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Heute würde ich einen Großteil davon in tolingo investieren. Zu einem anderen Zeitpunkt würde ich mein dann jeweils aktuelles Ziel damit forcieren. – Vielleicht wäre das Reisen, ein neues Geschäftsmodell oder etwas ganz anderes.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Ganz unterschiedlich, ich habe da keinerlei Rituale. Ich freue mich aber immer wieder mal aus der Stadt raus zu kommen und auf’s Land zu fahren.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Da gibt es einige Kandidaten. Wie z.B. Richard Branson, der es bisher anscheinend recht gut hinbekommen hat sich sein Leben lang mit Dingen zu beschäftigen, die ihm Spaß machen.
Zur Person
Hanno von der Decken gründete 2008 während des Studiums zusammen mit Johan Wenz und Sebastian Sobisch tolingo (www.tolingo.de). Das Unternehmen verkauft professionelle Übersetzungsdienstleistungen an unterschiedlichste Kunden – von der Privatperson bis zum Großkonzern, vom Liebesbrief bis zum Fahrzeughandbuch. Anders als Übersetzungsbüros nutzt tolingo das Internet, um Übersetzungsaufträge von der Angebotserstellung, über die Dienstleistung bis zur Qualitätskontrolle deutlich schneller und transparenter zu gestalten.