Kommunikative Flatulenz

Benchmark, Core Values – Die 26 nervigsten Worthülsen

In der Start-up-Welt gibt es viele Wort-Hülsenfrüchte - etwa "Quick wins". Was der Präsentator eigentlich meint: Schnell zu erzielende Erfolge. Beispielsweise, wenn die Agentur mal eben die grauenhaftesten Fehler aus dem Webdesign ausbaut.
Benchmark, Core Values – Die 26 nervigsten Worthülsen
Montag, 19. April 2010VonAlexander

Benchmark, Core Values, Fundamental Change – Gründer, Investoren sowie viele Internetkenner und -experten hauen immer wieder mit Buzz-Wörtern und anderen Worthülsen um sich. Joachim Graf vom Branchendienst ibusiness nervt diese “kommunikative Flatulenz”. Deswegen hat er 26 Wort-Hülsenfrüchte aus Internet- und Social-Media-Präsentationen niedergeschrieben, die ihn am meisten nerven.

1. Expertise
Wo es herkommt: Es ist das englische Wort für “Gutachten”
Was der Präsentator eigentlich meint: “Erfahrung”

2. Es macht Sinn
Wo es herkommt: “It make sense”
Was der Präsentator eigentlich meint: “Es ist sinnvoll.”

3. Business Case
Wo es herkommt: Streng genommen bedeutet das Wort “Aktenkoffer”. Auf Consultingisch ist es ein Geschäftsszenario. Oder ein Geschäftsmodell.
Was der Präsentator eigentlich meint: Irgend etwas cooles. Auf keinen Fall ein schlichtes Geschäftsmodell.

4. Success Story
Wo es herkommt: Aus dem Englischen.
Was der Präsentator eigentlich meint: “Erfolgsgeschichte”. Aber die klingt im Deutschen immer so nach Märchen – was ja ganz oft auch stimmt.

5. Quick wins
Wo es herkommt: Aus dem Englischen.
Was der Präsentator eigentlich meint: Schnell zu erzielende Erfolge. Beispielsweise, wenn die Agentur mal eben die grauenhaftesten Fehler aus dem Webdesign ausbaut.

6. ASAP
Wo es herkommt: SMS-Slang: “As soon as possible”
Was der Präsentator eigentlich meint: “Bringen Sie Ihren verdammten Arsch in Bewegung”. Und genau so klingt es auch.

7. Proaktiv
Wo es herkommt: Englisch für “Eigeninitiative zeigen”
Was der Präsentator eigentlich meint: Normalerweise wird es als Synonym für “irre aktiv” verwendet.

8. Fokussierung auf die Kernkompetenzen
Wo es herkommt: Managementsprech: Ist die Rückseite der Medaillie von “Expansion”. Beide Strategien wechseln sich im Drei-Jahres-Rhythmus im Management ab.
Was der Präsentator eigentlich meint: “Wir machen jetzt alles dicht, was mein Vorgänger mit viel Geld aufgebaut hat.”

9. Benchmark
Wo es herkommt: Aus der EDV. Dort ist es ein Vergleichsindex von Systemen
Was der Präsentator eigentlich meint: “Wir schauen, was die Konkurrenz macht und kupfern es ab. Ist billiger, als es selbst zu entwickeln.”

10. Zielführend
Wo es herkommt: Aus dem Marketingsprech.
Was der Präsentator eigentlich meint: “sinnvoll”

11. Content is King
Wo es herkommt: Aus US-Technikblogs. Wörtlich: “Inhalte sind wichtig”.
Was der Präsentator eigentlich meint: “Wir kaufen jetzt PR-Texte ein oder lassen Nutzer selbst irgend etwas schreiben. Das ist billiger.”

12. Momentum
Wo es herkommt: Aus dem englischen. “To gain momentum” heißt “in Fahrt kommen”.
Was der Präsentator eigentlich meint: Irgend etwas mit “Schwung, “Wucht”, “Impuls” oder “Dynamik”.

13. Google Juice
Wo es herkommt: Aus der SEO-Szene. Es meint die Relevanz, die man (beispielsweise durch Back-Links) erhält.
Was der Präsentator eigentlich meint: Links.

14. Core Values
Wo es herkommt: Im Englischen heißt es “Grundwerte”
Was der Präsentator eigentlich meint: “Core Assets”. Und das heisst eigentlich: “Zentrale Werte”.

15. Viral seeden
Wo es herkommt: Marketing-Sprech: Inhaltshappen als Köder in die Szene streuen, damit sie aufgenommen und weiter getragen werden.
Was der Präsentator eigentlich meint: “Ich habe jetzt viel Geld für die Viral-Agentur ausgegeben. Hoffen wir, dass wir bei den 20% erfolgreichen Kampagnen dabei sind.”

16. Wisdom of the Crowd
Wo es herkommt: Von Blogberatern, die glauben, dass es eine “Weisheit der Massen” gibt
Was der Präsentator eigentlich meint: “Ich weiss auch nicht, warum keiner unsere Website mag”.

17. Branded Entertainment
Wo es herkommt: Aus dem Englischen.
Was der Präsentator eigentlich meint: “Sponsoring”. Oder Werbespiele.

18. Web 1.0
Wo es herkommt: Aus der Web-2.0-Blase.
Was der Präsentator eigentlich meint: “Irgendwie uncool”.

19. Old Economy
Wo es herkommt: Aus der Web-1.0-Blase. Meint klassische Unternehmen, die tatsächlich richtige Produkte herstellen.
Was der Präsentator eigentlich meint: “Irgendwie uncool”.

20. Performance orientiert
Wo es herkommt: Aus der Werber-Sprache. Mein erfolgsabhängige Werbeformen.
Was der Präsentator eigentlich meint: “Wir wollen nur die Hälfte zahlen”

21. Die Kampagne darf nicht zu aggro sein
Wo es herkommt: Wenn Werber das Adjektiv “aggressiv” verniedlichen.
Was der Präsentator eigentlich meint: “Vielleicht ist das Ganze doch zu plump?”

22. Am Ende des Tages
Wo es herkommt: Übersetzung aus dem Englischen: “At the end of the day”
Was der Präsentator eigentlich meint: “Unterm Strich”. Oder einfach: “Letztlich”

23. Join the conversation
Wo es herkommt: Aus dem Englischen, natürlich (und David Nelles David Nelles auf Xing nachschlagen hats gefunden).
Was der Präsentator eigentlich meint: “Noch Fragen?” Oder: “Kommentare bitte”.

24. Game Changer
Wo es herkommt: Englisch “Spiel Wechsler”
Was der Präsentator eigentlich meint: Etwas Revolutionäres, dass den Markt und seine Mechanismen prinzipiell verändert.

25. Fundamental Change
Wo es herkommt: Englisch “Prinzipielle Änderung”
Was der Präsentator eigentlich meint: “Game Changer”

26. Revolution
Wo es herkommt: Aus der Politik. (und Claudia Sommer Claudia Sommer auf Xing nachschlagen hats gefunden).
Was der Präsentator eigentlich meint: “Was Neues”.

Noch Fragen? Join the conversation! Welche Worthülsen nerven Sie? Diese bitte in den Kommentaren hinterlassen!

Foto (oben): Shutterstock

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.