Fusionitis in der Gründerszene: SponsorPay schluckt GratisPay

Die deutsche Gründerszene hat derzeit nicht nur starkes Groupon-Fieber, sondern auch akute Fusionitis. Erst am Dienstag gab gutefrage.net die Übernahme von Pointoo bekannt. Anfang Januar fusionierten zudem die beiden Online-Shops 7Trends und Enamora. Der Grundgedanke bei diesen Fusionen, bei denen beide Plattformen und Marken unter das Dach eines gemeinsamen Unternehmens rücken, dürfte überall gleich sein: Durch die Zusammenlegung von einem kleinen und einem mittelgroßen Start-up bzw. zwei kleinen Start-ups soll eine deutliche größere Einheit entstehen. Wenn die erwarteten Synergieeffekte beispielsweise in Sachen Technik, Marketing und Personal greifen, können die fusionierten Start-up schneller zum dauerhaften Erfolg geführt werden.

Nun fusionieren – wie schon kurz berichtet – auch die beiden werbefinanzierte Bezahlsysteme SponsorPay (www.sponsorpay.de) und GratisPay (www.gratispay.de). Wobei man in diesem Fall schreiben kann, dass SponsorPay den Mitbewerber GratisPay übernimmt. Eine Fusion ist das Ganze trotzdem, denn beide Marken und die jeweiligen Teams bleiben bestehen. “Name und Angebot beider Unternehmen bleiben unverändert. Durch die uns nun mögliche Kombination der Werbeangebote beider Marken bauen wir jedoch klar den Vorsprung vor den Wettbewerbern aus”, sagt Jan Beckers von SponsorPay. SponsorPay und GratisPay gingen beiden im vergangenen Jahr an den Start. Das Team um Mitgründer Beckers wird von Team Europe Ventures unterstützt. Bei Gratispay sind Rocket Internet, der Inkubator der Samwerbrüder Alexander, Marc und Oliver und Holtzbrinck Ventures als Investoren an Bord (beide auch an deutsche-startups.de beteiligt). Ins Leben gerufen Gratispay von den ehemaligen Gamegoods-Machern Arne Bleckwenn und Hinrich Dreiling. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen bewahrt.

“Wir bedienen bereits heute den Großteil der Top10-Publisher”

Vom Kundenportfolio ergänzen sich die beiden jungen Unternehmen gut: Gratispay ging mit der Browserspielschmiede Bigpoint an den Start und SponsorPay ist mit Gameforge im Geschäft. Künftig sind die beiden Games-Schwergewichte unter einem Dach vereint. “Gemeinsam bedienen wir bereits heute den Großteil der Top10-Publisher von Online- und Social-Games in Europa”, schwärmt Andreas Bodczek von SponsorPay. “Durch die Zusammenführung der beiden Plattformen können wir sowohl Publishern als auch Werbetreibenden ein noch attraktiveres Portfolio bieten.” Das fusionierte Unternehmen mit seinen beiden Marken strotzt somit vor Kraft und arbeitet nun gemeinsam daran, Spieler und Unternehmen zusammenbringen, welche den Gamern den Erwerb von virtuellen Gütern oder Premium-Versionen sponsern möchten. Das Konzept funktioniert über bestimmte Gegenleistungen – beispielsweise das Ausfüllen eines Fragebogens, den Kauf eines Produktes oder einer Dienstleistung. Und dabei geht es längst nicht nur um den deutschen Markt. “Mittlerweile besteht unser Team aus 35 Mitarbeitern, wir sind in nahezu allen europäischen Ländern und in Übersee mit lokalen Versionen verfügbar und arbeiten mit mehr als 100 Applikationen sowie einer vierstelligen Zahl an Werbepartnern zusammen”, sagte Mitgründer Beckers kürzlich.

Mitbewerber deal united (www.dealunited.de) muss der neuen Bezahlsysteme-Allianz tatenlos zusehen. Ohnehin scheint sich deal united zuletzt eher auf das Feld E-Commerce und die Konvertierung von Nicht-Käufern in Käufer konzentriert zu haben. Zudem fährt deal united im Gegensatz zur Konkurrenz, die auf den Gratis- bzw. Lead-Ansatz setzt, den sogenannten Value-against-Value Ansatz. “Der Markt zeigt uns, dass es viele Partner gibt, die die Lösungen als Komplementär ansehen und daher beide Lösungen verwenden. Ähnliches sieht man im Übrigen auch im US Markt, der ja deutlich mehr Player aufweist”, sagt Jarg Temme, Gründer von deal united, gegenüber deutsche-startups.de. Temme sieht dem fusionierten Konkurrentem somit gelassen entgegen.

Was meinen Sie: Ist die Fusion von SponsorPay und GratisPay sinnvoll? Meinungen bitte in den Kommentaren hinterlassen!