Der erste Trend des Jahres: Das Groupon-Prinzip erobert das Land
Das neue Jahr ist gerade einmal ein paar Tage alt, ein erster Trend zeichnet sich aber bereits ab: 2010 wird in Deutschland ohne Frage das Jahr der Groupon-Klone. Das US-Start-up Groupon (www.groupon.com) bietet regional begrenzte Rabattaktionen an. Bei jeder Aktion muss eine bestimmte Anzahl von Personen zuschlagen – nur dann kommt der Deal zustande. Im Grunde ist Groupon eine gelungene Weiterentwicklung des Live-Shopping-Prinzipes, welches vor drei Jahren einen unglaublichen Boom erlebte. Mittlerweile buhlen unzählige Anbieter um Nutzer. Unser Autor Stephan Randler zog in seinem Artikel “Live-Shopping: Wer langfristig die besten Perspektiven hat” erst kürzlich eine Bilanz: “Im deutschen Live-Shopping-Markt macht sich zunehmend Ernüchterung breit. Auch wenn einige Händler immer wieder neue Angebote starten: Spätestens seit sich im vergangenen September mit Guut.de (www.guut.de) einer der deutschen Parade-Shops vom Woot-Klon zum Schnäppchen-Portal wandelte, mag man als neutraler Branchen-Beobachter kaum noch so recht an das Business-Modell „Ein Produkt pro Tag“ glauben.
Vielleicht kann das Groupon-Prinzip mit seinem lokalen Bezug dem Thema Live-Shopping, also zeitlich begrenzten Angeboten in limitierter Stückzahl, neue Impulse geben. Regionale Rabatthefte für Restaurants und Freizeiteinrichtungen erlebten in den vergangenen Jahren einen regelrechten Boom in Deutschland. Nachteil: Meist müssen die Käufer Gutscheinbücher mit mehreren Rabattaktionen kaufen. Unzählige Gutscheine werden deswegen sicherlich nie eingelöst, denn nicht jeden reizen alle der gekauften Rabattaktionen. Bei Groupon hingegen muss niemand die Katze im Sack kaufen. Der Name Groupon ist übrigens eine Wortkombination aus Group und Coupon. Accel Partners und andere Geldgeber statteten das Unternehmen kürzlich mit 30 Millionen Dollar Risikokapital aus.
Logisch, dass sich bereits diverse Menschen Gedanken über eine Adaption des Groupon-Konzeptes für den deutschen Markt machen. Lukasz Gadowski schätzte die Anzahl der Klone Ende Dezember, die derzeit entstehen bzw. schon live sind auf 5 bis 10. Der Spreadshirt-Gründer glaubt allerdings nicht, dass das Groupon-Prinzip in Deutschland funktioniert. Burkhard Schneider vom Blog best-practice-business hält Groupon dagegen für eine “gelungene Mischung aus Woot.com, Couponheften und letsbuyit.com”. Er schreibt weiter: “Ich könnte mir vorstellen, dass dieses Konzept auch in Deutschland gut ankommen könnte”. Die ersten vier Groupon-Adaptionen aus deutschen Landen stellt deutsche-startups.de jetzt vor.
Heimatpreis
Bereits seit Anfang Dezember ist Heimatpreis (www.heimatpreis.de) im Netz. Betrieben wird der Gutscheindienst für Geschäfte und lokale Dienstleistungen aus München von Class Gudehus und Sebastian Grundner-Culemann. Die Bajuwaren versprechen “Angebote mit einem Rabatt von bis zu 50 %. Vorausgesetzt es findet sich eine Mindestanzahl an Käufern, die bei diesem Angebot zuschlagen”. Im Dezember gab es bei Heimatpreis mehrere Aktionen: Darunter Rabattaktionen für Restaurants, für eine Massage und ein Kosmetikstudio. Momentan ruht der junge Dienst. Die geplante Auszeit nutzen die Macher für eine Auswertung der bisherigen Aktionen. Ab Mitte Januar soll es dann wieder neue Angebote geben.
DailyDeal
Im Gegensatz zu Heimatpreis setzt DailyDeal (www.dailydeal.de) zum Start nicht auf München, sondern Berlin. Noch im Januar wollen die DailyDeal-Macher Fabian und Ferry Heilemann zudem andere Städte erobern. In der Navigation sind bereits Hamburg, Frankfurt am Main, München und Köln verankert. Den Großstädtern wollen die beiden Brüder “Restaurant-Coupons, Wellness-Gutscheine, Nützliches und Kurioses” anbieten. Sie versprechen Rabatte von “40 bis 65 % gegenüber dem Normalpreis”. Auf den Wettbewerb mit den vielen Konkurrenten freuen sich die DailyDeal-Gründer regelrecht: “Auf unserer Haben-Seite befinden sich Monate sorgfältigster Recherche und tausende Arbeitsstunden wirklich talentierter Teammitglieder. Gerade wenn es einen harten Wettbewerb geben wird, werden sich die Kunden und die Kooperationspartner letztlich für den authentischsten Player mit den besten Deals entscheiden”.
CoupoMania
Auf den Namen CoupoMania (www.coupomania.de) tauften Dennis Singh und Mirko Boll ihre Groupon-Adaption. Offizieller Startschuss war Anfang Dezember. Die ehemaligen Design- und Informatikstudenten bearbeiten zunächst die Hansestadt Hamburg. Berlin und Bochum sind offenbar schon in Planung – darauf deutet zumindest die bereits angelegten Navigationspunkte. Optisch kommt CoupoMania dem großen US-Vorbild relativ nah. Sämtliche Informationen über die Rabattaktionen lassen sich mit einem Blick studieren. Anders als bei Groupon gibt es bei CoupoMania neue Aktionen nur im Wochentakt. Ein kürzerer Rhythmus wäre in der Anfangszeit sicherlich kontraproduktiv. Gelungen ist der Hinweis auf kommenden Aktionen, so wissen Nutzer bereits, was sie künftig erwartet.
mycitydeal.de
Die vierte – uns bisher bekannte – Groupon-Adaption heißt mycitydeal.de (www.mycitydeal.de). Hinter dem jungen Start-up steckt Rocket Internet, der Inkubator der Samwerbrüder Alexander, Marc und Oliver (auch an deutsche-startups.de beteiligt). Die Gründer und Geschäftsführer Sebastian Jost, Ronny Lange, Albert C. Schwarzmeier wollen zunächst Berlin mit Rabattaktionen versorgen. Jost und Schwarzmeier schoben für Rocket bereits den Kosmetik-Shop Beautydeal (www.beautydeal.de) an, welcher Mitte Dezember abgeschaltet wurde. mycitydeal.de ging kurz vor dem Jahreswechsel online. Eine Rabattaktion für eine Hot-Stone Salzmassage war die erste Aktion auf der Plattform. Neben Berlin wollen die mycitydeal.de-Macher offenbar schnell andere Städte angehen. In der Selbstbeschreibung ist die Rede, dass Mycitydeal “ein innovatives Städteportal mit einem täglich wechselnden LiveShopping-Angebot für die größten Städte in Deutschland” ist. Optisch erinnert mycitydeal.de – wie CoupoMania – ebenfalls stark an Groupon. Auch bei mycitydeal.de lassen sich deswegen sämtliche Informationen über die Rabattaktionen mit einem Blick studieren.
Fazit
Noch ist das Rennen völlig offen. Wie immer gilt: Nur das Start-up, welches dauerhaft attraktive Angebote bieten kann, hat eine Chance. Ratsam wäre es vermutlich, sich erst einmal in einer Stadt einen Namen zu machen und das Konzept später auf andere Städte auszuweiten. In Frage kommen ohnehin nur Großstädte plus das Ruhrgebiet. Letztendlich konkurrieren alle Start-up aber nicht nur um die Großstädter im Lande, sondern auch um die Gutscheinanbieter. Klingt nach einem harten Verdrängungswettbewerb. Um das Konzept dauerhaft zum Erfolg zuführen, ist vermutlich auch die Zusammenarbeit mit regionalen Größen wie Tageszeitungen ratsam. Nur so lässt sich wahrscheinlich schnell eine kritische Masse aufbauen, um genügend potenzielle Gutscheinkäufer auf die Plattform zu lotsen.
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