Fünfzehn Fragen an Steffen Rühl von yasni.de

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Ist mir insgesamt sehr wichtig – als Mittel zum Zweck: so kann ich Ideen und Erkenntnisse schnellstmöglich umsetzen und deren Erfolg oder Misserfolg sehen. Da ich neben mir aber noch 3 Mitgründer, 16 weitere Mitarbeiter und einige Investoren habe, bedeutet das neben viel Freiheit und Selbstverwirklichung auch viel Verantwortung – und selbst auferlegten Druck.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Das war „eigener Bedarf“: da man bei Google immer mehr den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sah hab ich „Personensuchmaschine“ gegoogelt. Und nichts gefunden!

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Von meinem Konto. Und den Konten meiner Mitgründer. Nach 1 Jahr und 2,5 Mio. Unique Usern monatlich später dann auch von diversen Business Angels.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Eine GmbH kann man nur mit Kontoverbindung gründen und ein Firmenkonto nur mit gegründeter GmbH eröffnen … daneben gabs jede Menge weiterer bürokratischer Hürden und die üblichen technischen GAUs. Ansonsten lief eigentlich alles recht glatt – hart, aber dafür anstrengend.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Weniger nach außen tragen – in unserem Fall haben wir uns offen mit einem potentiellen Investor ausgetauscht, der dann selbst einen Wettbewerber gegründet hat.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Wenn ich jetzt nicht sage „Suchmaschinenoptimierung“ nimmt mir das keiner ab. In Wirklichkeit komm ich aus der klassischen Werbung, halte auch viel von PR & TV. Wichtig ist, dass man ein Angebot hat, das viele Leute wirklich brauchen – daher ist es meist gut, was zu machen, das man selbst braucht. Ob sich das dann besser via klassischer Werbung, Mund-zu-Mund, PR oder SEO bekannt machen lässt hängt extrem von Produkt, Zielgruppe und aktuellem Zeitgeist ab – momentan ist ja Social Media sehr angesagt.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Meine Frau.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Auf den Bauch hören und auf Miesmacher pfeifen. Wenn gründen einen Vorteil hat, dann den, dass man – zumindest anfangs – alles so machen kann wie man es für richtig hält. Sobald man sich anpasst hat man verloren.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Dass Förderprogramme mehr auf Wissens-Startups ausgerichtet sind. Aktuell lesen sich die Förderrichtlinien, als wenn sie extra für Schraubenfabriken mit eigenem Gebäude und Warenlager geschrieben wären. Dann sollte er alles abschaffen, was bei Unternehmen mit weniger als 30 Mitarbeitern Neu-Einstellungen und Erfolg behindert. Dazu gehören im internationalen Vergleich auch der AG-Anteil an der Krankenkasse, unternehmensfeindlicher Kündigungsschutz und sinnfreie Betriebsprüfungen in der Anfangsphase. Aktuell könnte ich allein 3 Leute für die Verwaltung der anderen 16 sowie die Befriedigung der Finanzämter beschäftigen.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Da ich von den letzten 21 Jahren circa 10 Jahre überwiegend selbständig und 11 Jahre überwiegend angestellt war ist das eine echt gute Frage! Über die ich mir aktuell keine Gedanken mache.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Hmm, da es bei deutsche-Startups.de unter A-Z auch Xing gibt nehm ich die. Mal schauen was das große Business-Netzwerk grad noch von uns kopiert!

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
In die 70er! Muss ne coole Zeit gewesen sein.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Ist viel und doch nicht genug: Eine Hälfte in yasni stecken – und ein paar Anteile zurück kaufen -, eine Hälfte in Rohstoff- und Indien-Zertifikate.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Leider viel zu oft am Rechner. Ansonsten unternehme ich was mit der Family: Fahrrad fahren, Spiele spielen, Schwimmbad.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Stephen Hawkings – ich bin ja ein verkappter Grundlagen-Forscher.

Zur Person
Steffen Rühl ist Gründer und Geschäftsführer der Personensuchmaschine yasni.de (www.yasni.de). Zuvor war er bei großen Karriereportalen wie Jobpilot/Monster und JobScout24 leitend für Marketing und Produktmanagement zuständig. Nach dem Studium der Wirtschaftsinformatik an der Handelshochschule Leipzig betreute er zudem namhafte Konsumgütermarken bei bekannten Werbeagenturen.