Gründerinnen. “Hauptsache, nicht mehr angestellt” – Beate Rank, tradoria

Die deutsche Online-Gründerszene ist ein Männerverein. Auf Kongressen, Tagungen und sonstigen Branchenhöhepunkten sind Frauen die große Ausnahme. Aber es gibt sie! Jeden Mittwoch stellt deutsche-startups.de in der Reihe “Gründerinnen” eine interessante, wichtige oder erfolgreiche Web-Unternehmerin vor.

Mit Vertrieb und Organisation hatte Beate Rank während ihrer gesamten Berufslaufbahn zu tun. Dann beschloss sie, ihre gesammelten Erfahrungen in ein eigenes Start-up einfließen zu lassen und gründete die E-Commerce-Plattform tradoria (www.tradoria.de). Mit ihrem Gründungs- und Lebenspartner Tobias Kobier hatte sie in den Jahren vorher eine Internetagentur geführt, in der sie viele individuelle E-Commerce-Lösungen umsetzten.

So kam die Idee zu einem Unternehmen, das sich an den Bedürfnissen kleiner Online-Händler orientiert. Ihnen bietet Tradoria eine Mietshoplösung an. Mithilfe einer browserbasierten Shop-Software können Händler ihren eigenen Online-Shop erstellen, ohne sich mit Lizenzkosten, Installationen und Webhosting herumschlagen zu müssen. Die Produkte des Anbieters werden zusätzlich auf dem Tradoria-Marktplatz eingestellt. Kaufvorgänge werden über einen zentralen Bestellvorgang geregelt, was den Aufwand für die Shopbetreiber zusätzlich minimiert. Diese Verbindung von Mietshop, Marktplatz und einem zentralen Bestellvorgang ist das Besondere an Tradoria: “Amazon hat auch einen Marktplatz, aber keinen Mietshop. Mit Yatego ist es dasselbe”, sagt Rank.

“Wenn man als Unternehmen wächst, wird der Wind rauer”

Weil der E-Commerce-Markt hart umkämpft ist, trudeln bei Tradoria hin und wieder Klagen von Mitstreitern ein. Zuletzt war Rank mit einer Klage von Yatego konfrontiert, die zu einer einstweiligen Verfügung führte. Der Vorwurf lautete, Tradoria habe zur Kundengewinnung unrechtmäßig behauptet, dass eine Kooperation mit Yatego bestehe. Die Klage wurde abgelehnt, Tradoria stellt sich jedoch auf einen Einspruch der Gegenseite ein. Rank sieht es gelassen: “In den USA gehört dies zum üblichen Tagesgeschäft. Wenn man als Unternehmen wächst, wird auch der Wind rauer.”

Rank kümmert sich bei Tradoria vor allem ums Projektmanagement, für das Technische ist “entsprechend unserer Kompetenzen” Kobier zuständig. “Technik ist eben immer noch ziemlich männergeprägt, jedenfalls hat sich noch keine Anwendungsentwicklerin bei uns beworben”, erklärt sie diese oftmals typische Verteilung. Sie bedauert es sehr, dass sich bisher relativ wenige Frauen in der Gründerszene bewegen. Denn während ihrer Angestelltenzeit habe sie zahlreiche Frauen kennen gelernt, die durch und durch kompetent gewesen seien, im letzten aber doch zu sicherheitsbedürftig für eine Selbständigkeit. “Es hängt oft davon ab, was man als Kind vorgelebt bekommen hat. Viele Gründerinnen kommen aus Unternehmerfamilien, wurden selbständig erzogen und konnten ihre Ideen verwirklichen.” Sie selbst ist vom Leben als Unternehmerin so begeistert, dass irgendwann sicherlich noch etwas Neues folgen wird: “Ob Internetfirma, Restaurant oder Ladengeschäft – Hauptsache, nicht mehr angestellt.” Denn eines kann sie sich nicht mehr vorstellen: von oben gebremst zu werden.

Zur Person
Beate Rank ist Gründerin und COO der Tradoria GmbH, einem Anbieter von Mietshop-Lösungen. Bevor 2006 die Idee zu Tradoria entstand, führte sie bereits mit Tobias Kobier (Mitgründer) eine Internetagentur. Diese beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit Projekten aus den Bereichen E-Commerce und Content-Management-Systeme.

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