Fünfzehn Fragen an Harald Meurer von HelpGroup
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Selbstbestimmt meine Zeit und meine Aktivitäten steuern zu können. Abhängigkeiten gibt es immer – als Angestellter wie auch als Selbständiger. Manchmal ist es als eigener Chef natürlich schwieriger, da man mehr Verantwortung übernimmt. Aber andererseits es ist unbezahlbar, seine eigenen Ideen in der Form umsetzen können, wie man es selber will.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Das war ein langwieriger Prozess: Vor zehn Jahren gründete ich ehrenamtlich das erste deutsche Spendenportal HelpDirect.org. Schon damals habe ich mir viele Gedanken darüber gemacht, wie wirtschaftlich orientiertes Unternehmertum und soziales Engagement miteinander zu verbinden sind. Doch erst seit den letzten ein bis zwei Jahren halte ich dies überhaupt für möglich, da die Unternehmen heute dem Thema der gesellschaftlichen Verantwortung und der Nachhaltigkeit offener gegenüber stehen als noch vor ein paar Jahren. Den letzten Kick für die Gründung meines jetzigen Unternehmens erhielt ich auf dem Vision Summit im November 2008 in Berlin. Dort lernte ich erstmals den Friedensnobelpreisträger Prof. Yunus und seine Thesen zum ökonomischen Prinzip des Social Business kennen. Noch während seines Vortrags auf dem Kongress entwickelte ich erste Ideen und Konzepte für ein neues Unternehmen. Aufgrund der Verbindung zum Spendenportal HelpDirect.org war es klar, dass der Firmenname ähnlich sein muss. Anfang dieses Jahres startete ich dann die HelpGroup GmbH – The Social Business Company.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Das Anfangsinvest habe ich persönlich beigetragen. Aber inzwischen haben wir mehrere renommierte, private wie institutionelle Investoren von unserem Geschäftskonzept überzeugt – und das mitten in der Krise. Unsere Finanzierungsrunde ist noch nicht abgeschlossen, doch sind wir davon überzeugt, dass wir eine stabile finanzielle Grundlage für die HelpGroup GmbH schaffen werden.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Die richtige Rechtsform für unser Unternehmen zu finden. Gemeinnützigkeit oder nicht? gGmbh oder gAG? Oder doch besser GmbH oder AG? Wir haben hierzu bereits in der frühen Phase der Unternehmensentwicklung den Kontakt zum Finanzamt gesucht und dort wirklich gute Beratung und Unterstützung gefunden. Nachdem wir das Geschäftsmodell der HelpGroup dargestellt haben, wurde uns klar zu einer normalen GmbH mit einer Satzungseinschränkung im Sinne des Social Business Models geraten. Das bedeutet, dass die realisierten Gewinne nicht ausgeschüttet, sondern im Unternehmen zum Ausbau der sozialen Zielsetzung verbleiben. Und genau so haben wir es in Form der HelpGroup GmbH umgesetzt.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Fragen Sie mich das in ein bis zwei Jahren. Bisher haben wir das Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein, was uns auch viele Partner und Investoren bestätigen.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Wir arbeiten zukünftig in zwei Bereichen: Im Internet und über den Handel. Für das Internet entwickeln wir zurzeit verschiedene Help-Portale. Diese werden über Affiliate-Partnerschaften publiziert. Darüber hinaus wird es die HelpCard zukünftig in vielen Einzelhandelsgeschäften geben. Die ersten Tests in diesem Bereich waren erfolgreich und weitere Gespräche mit potentiellen Partnern werden bereits geführt. Zusätzlich wird es in Zukunft die Help-Programme als Whitelabelprodukte von großen Hilfsorganisationen geben, die sie auf ihren Websites integrieren und dort den Interessenten anbieten können. Darüber hinaus unterstützt “Google” unser Spendenportal HelpDirect.org. Und auch andere Medienwebsites wie tagesschau.de nutzen bereits seit Jahren HelpDirect.org zu Spendenaufrufen.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Unser Wirtschaftsberater Andre Le Prince von der WLP GmbH in Hamburg. Er hat unser Investorenkonzept maßgeblich mit gestaltet und damit für die Basis zur Umsetzung der HelpGroup gesorgt. Und meine Frau Sonia, die voll und ganz hinter mir steht.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Auf dem Boden zu bleiben, auch wenn alle anderen sagen, wie toll das doch ist, was man gerade so tut. Ich war schon 1999/2000 in der New Economy bei einem börsennotierten Internet-Venture Capital Unternehmen im Management tätig. Ein Start-up ist kein “Zucker schlecken”. Es bedeutet harte Arbeit – an sieben Tagen der Woche und rund um die Uhr. Nur wenn man dazu bereit ist, sollte man diesen Weg gehen. Und man sollte sich von den ersten Niederlagen nicht entmutigen lassen.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Es sollte staatlich geförderte Think-Tanks geben. Damit meine ich Standorte in mindestens fünf großen deutschen Städten, an denen Start-ups sich unter bestimmten Voraussetzungen für eine gewisse Zeit ohne Kosten einmieten können. Dabei sollten die Anfangskosten für das Start-up in Form eines Mezanin-Darlehens vom Staat gefördert werden. Ist das neue Geschäftskonzept erfolgreich, zahlt der Jungunternehmer das Darlehen mit einer kleinen Verzinsung zurück und ermöglicht damit wieder anderen Newcomern die Anfangsfinanzierung.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Ich war bisher 25 Jahre im Management internationaler Firmen tätig. Vermutlich wäre ich noch dort und würde mein soziales Engagement im reinen privaten Ehrenamt in meiner Freizeit ausüben.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Bei dem nächsten Projekt, das die Samwer-Brüder oder Lars Hinrichs von Xing austüftelt. Das könnte spannend sein.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Ganz klar: Ich würde in die Zeit reisen, zu der Jesus Christus gelebt hat und gerne seine Lehren aus erster Hand erfahren. Seine Worte, Taten und Religion prägen unsere abendländliche Gesellschaft. Als Alternative: 500 Jahre früher Buddha treffen.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Das jemanden zu fragen, der fast seine gesamte Freizeit mit sozialen Projekten verbringt, ist eigentlich klar. Ich würde meinen bisherigen Lebensstandard nicht ändern. Aber ich würde meine wirtschaftliche Basis damit absichern, um mich ganz und gar um Social Business und den weiteren Ausbau der HelpGroup GmbH zu kümmern.
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Mit meiner Familie, ohne Zeitdruck, einfach den Tag genießen. Kommt leider nicht so oft vor, wie ich es mir wünsche.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Ich würde gerne den Friedensnobelpreisträger Prof. Yunus einmal privat erleben. Er hat mich wirklich tief beeindruckt.
Zur Person
Harald Meurer arbeitet seit 25 Jahren im Management internationaler Firmen in den Bereichen CRM, Marketing, Sales, Consulting, Business Development. Im Bereich Charity engagiert er sich seit zahn Jahren ehrenamtlich. Bei HelpDirect (www.helpdirect.org) ist er verantwortlich für die strategische Ausrichtung, Marketing, Medien, Kooperationspartner, neue Konzepte.