Gründerinnen. “Männer trauen sich noch nicht so an Familienthemen” – Tanja zu Waldeck von netmoms

Die deutsche Online-Gründerszene ist ein Männerverein. Auf Kongressen, Tagungen und sonstigen Branchenhöhepunkten sind Frauen die große Ausnahme. Aber es gibt sie! Jeden Mittwoch stellt deutsche-startups.de in der Reihe “Gründerinnen” eine interessante, wichtige oder erfolgreiche Web-Unternehmerin vor.

Wenn andere Frauen aus der Arbeitswelt aussteigen, fängt sie erst richtig an: Tanja zu Waldeck gründete netmoms (www.netmoms.de), als sie ihr erstes Kind erwartete. Im Vorfeld stand die Beobachtung, dass in den USA verschiedene Mütter-Netzwerke aus dem Boden schossen und schnell erfolgreich wurden. Zu Waldeck glaubte, dass das Konzept auch in Deutschland funktionieren könnte. Mit Jens Echterling und Stephanie Staar war das Gründerteam schließlich komplett. “Dann sind wir sehr schnell mit unserem noch unvollkommenen Produkt online gegangen und haben die Seite sukzessive weiter entwickelt”, erinnert sie sich. Die Website legte eine Traum-Entwicklung hin: “Gemessen an der Reichweite sind wir heute gemeinsamer Marktführer mit eltern.de.” Außerdem gibt es bereits eine spanische und eine polnische Sprachversion.

Tanja zu Waldeck und ihre beiden Töchter.

Die Kölner Gründerin ist sich sicher, dass der Erfolg an der ständigen Weiterentwicklung des Produktes liegt, wodurch netmoms “Innovationsführer” in diesem Segment wurde. Obwohl zu Waldeck mittlerweile eine zweite Tochter hat, sprudeln die Ideen ungehindert weiter. Seit dem vergangenen Jahr beliefert netmoms andere Partner mit den eigenen Inhalten, eine Kooperation besteht beispielsweise mit dem Quality Channel, der Online-Vermarktungsgemeinschaft der Spiegel-Gruppe. Erlöse erzielt die Plattform über Werbung: “Wir sind ein gutes Beispiel dafür, dass man mit rein werbebasierten Geschäftsmodellen erfolgreich sein kann.” Für die Zukunft plant das Team zusätzliche Paid Services und auch der Bereich Shopping wird in Bälde erschlossen.

“Ich setze mich gerne mit neuen Themen auseinander”

Zu Waldeck freut sich, dass sie den Risikoweg “Selbständigkeit” gewählt hat – mit einem Thema, das immer noch “typisch Frau” ist. “Männer trauen sich bisher nicht so an Familienthemen: Sie denken, sie kennen sich nicht gut genug damit aus, außerdem haben sie Angst vor Imageschäden.” Dabei könnten sich Männer sehr schnell in diese Thematik einarbeiten: “Es kostet nur die erste Überwindung, sich mit Themen wie \’Stillen\’ auseinander zu setzen!” Man gründe eben meistens in Bereichen, in denen man sich schon gut auskenne. Sie selbst kann sich gut vorstellen, nochmals in einer völlig anderen Branche zu gründen: “Ich setze mich gerne mit neuen Themen auseinander.”

Töchterchen Charlotte war auch beim netmoms-Start schon voll dabei

Gründen Frauen anders? Zu Waldeck hat die Erfahrung gemacht, dass Frauen die Dinge vor einer Selbständigkeit häufig gründlicher durchdenken als Männer – was oftmals vorteilhaft, manchmal allerdings auch hinderlich sein kann. Schlimmer findet sie das bei Frauen verbreitete Denken, dass ihre Arbeit schon “von selbst” gesehen werde, wenn sie gut ist. Männer hingegen stellten sich stärker in den Vordergrund, präsentierten sich, gingen auf Investoren zu. Sie selbst hat als Gründerin in einer Männerdomäne keine schlechten Erfahrungen gemacht, im Gegenteil: Aus der Masse herauszustechen habe sich oftmals als vorteilhaft erwiesen. Auch im Umgang mit Geschäftspartnern seien ihr nie Vorurteile begegnet. Anfragen kämen am ehesten aus dem eigenen Umfeld und bezögen sich dann auf die Frage, ob die Familie bei solch einem Leben nicht zu kurz käme. “Das ist aber lediglich eine Frage der Organisation und der familiären Unterstützung”, ist zu Waldeck fest überzeugt.

Zur Person
Tanja zu Waldeck studierte BWL an der WHU in Koblenz und absolvierte während dieser Zeit Praktika in Korea, der Tschechischen Republik, Frankreich und der Schweiz. Bevor sie 2007 netmoms mitgründete, war sie mehrere Jahre als Beraterin bei McKinsey tätig. Im Jahre 2007 brachte sie Töchterlein Charlotte zur Welt, 2008 folgte Philippa als Tochter Nummer zwei.

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