Fünfzehn Fragen an Stefan Knecht von United Maps
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Wir sind drei Chefs, gemeinsam mit Andreas Wiedmann und Carsten Recknagel – und das ist gut so. “Chef sein” ist alles auf einmal: aufwändiger, befriedigender und jeden Tag aufs Neue ein Scharmützel mit sich selbst. Besser als angestellt sein ist es allemal.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Wir fragten uns, weshalb Karten in Navigationsgeräten, auf bekannten Mappingservices wie Google und Bing Maps so löchrig sind, nur die Straßennetze zeigen und nicht die dichte Welt dazwischen. Je mehr Maps und Geodienste auf Smartphones wandern, desto wichtiger wird das “in between” zum Außenrum der Verkehrsadern. Wir begannen zu experimentieren und entwickelten unsere heute ausgereifte Technologie, mit der mehrere Vektornetze samt Attributen verlustfrei zu verschmelzen sind. United Maps ist damit ein eher untypisches “Grown-Up”.
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Unser privates Kapital ging restlos in die Anfangs- und Zwischenfinanzierung. November 2008 stieg der HTGF, BayernKapital und SpaceTec Capital Partners ein.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Das Schwierigste war, die Technologie dem akademischen “proof of concept” in eine skalierende Anwendung zu heben. Das haben wir geschafft und ganz Deutschland als Vektorkarte in weltweit einzigartiger Dichte marktreif gemacht. Das Zweitschwierigste ist sicherlich, aus drei völlig unterschiedlichen Charakteren und Arbeitsstilen und schnell dreizehn Mitarbeitern ein funktionierendes, kommunizierendes und lernendes Unternehmen zu bauen – das lieber neue Fehler macht als alte zu wiederholen.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Wir würden mehr Hilfe nachfragen und annehmen: Von Menschen, die sich mehr als einmal durch den VC-Dschungel geschlagen haben, die Tricks und Taktiken kennen und auf der Klaviatur besser spielen können als wir selbst. Wahrscheinlich wären wir auch “amerikanischer”, offensiver und druckvoller.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Wir machen B2B – produzieren Geodaten und verkaufen sie an Unternehmen. Der weltweite Markt ist überschaubar und mit einer handvoll Events umschrieben. Wir besuchen Kongresse, stellen unsere Technologie, Lösungen und Produkte vor – und wir sprechen 1:1 mit den Entscheidern. Das funktioniert – jetzt kennt uns jeder in der Branche. Das United Maps Blog ist das einzige nach außen gerichtete Werkzeug, auf klassisches Marketing verzichten wir noch. Kann sich schnell ändern, wenn wir mit \’pedestrian navigation\’ auf mobile Geräte gehen.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Holger Heinen, unser Betreuer beim HTGF, als Treiber, Fragensteller und Tippgeber. Und als unser privater Investor Rainer Horn mit seinem Branchen- und Sachverstand.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Es dauert immer länger als man meint.
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Puh. Vielleicht ein klein wenig mehr Konkretes?
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Ein anderes gründen.
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Bei einem Biotech-/Pharmaunternehmen – und dann lernen, wie die mit langen Zyklen, Platzhirschen und Veränderungsresistenzen umgehen ohne wahnsinnig zu werden.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
1920, nach Paris.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Schulden zahlen, so lange mit meinen vier Frauen verreisen bis jeder wieder nach Hause will, dann Richtung Berge ziehen, ein Haus kaufen, Werkstatt einrichten und den ganzen Tag lang basteln. Eine Million war
die Frage?
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Im Garten ackern, Baden gehen und mit vielen Kindern und Freunden ein Festmahl veranstalten.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
In 10 Jahren mit meinen drei Töchtern, in Siena auf dem Campo.
Zur Person
Stefan Knecht ist 43, studierter Psychologe (was spurlos an ihm vorüber ging und darum keiner merkt), lebt mit Frau und 3 Töchtern in München, betrieb eines der frühen Blogs, mäanderte mal oben (mal unten) durch die Verlags-, Medien- und Beraterlandschaft, zieht mit einem verbeulten Bus manchmal einen drolligen 50er-Jahre Wohnanhänger in den Süden und mag gerne Vanilleeis. Zusammen mit Andreas Wiedemann und Carsten Recknagel gründete er 2008 den digitalen Kartenproduzenten United Maps (www.unitedmaps.net).