“Noch in diesem Jahr schreiben wir schwarze Zahlen” – Matthias Henze von Jimdo im Interview

Als eines der wenigen deutschen Start-ups expandiert Jimdo massiv ins Ausland. Warum setzt Jimdo so stark auf das Thema Internationalisierung? Jimdo ist technisch stark und der Bedarf nach einem einfach zu bedienenden Webseitenbaukasten […]

Als eines der wenigen deutschen Start-ups expandiert Jimdo massiv ins Ausland. Warum setzt Jimdo so stark auf das Thema Internationalisierung?
Jimdo ist technisch stark und der Bedarf nach einem einfach zu bedienenden Webseitenbaukasten ist weltweit vorhanden. Webseiten bilden ja seit jeher die Basis des Webs und das Bedürfnis sich oder sein Unternehmen professionell im Netz zu präsentieren steigt weiterhin. Wir versuchen den Produktvorsprung zu nutzen und gehen früh in die einzelnen Märkte. Die Innovatoren greifen Jimdo dann meist begeistert auf und empfehlen es viral weiter – wir können so organisch wachsen. In Japan ist es ein bisschen anders – hier ist KDDI Web Communications auf uns zugekommen. Und wenn man in einem Markt wie Japan die Chance hat, mit solch einem Partner zu kooperieren, dann überlegt man nicht lange.

Der Start in Japan ist ja noch ganz frisch. Wieviel Vorbereitungszeit haben Sie für den Sprung ins Land der aufgehenden Sonne gebraucht?
Insgesamt circa anderthalb Jahre. KDDI Web Communications hatte im September 2007 auf TechCrunch von uns gelesen. Unser Ansprechpartner hat sich daraufhin in den Flieger gesetzt und ist für einen Tag nach Hamburg geflogen. Da war dann eigentlich schon alles klar. Aber eine Kooperation in dieser Größenordnung stampft man leider nicht innerhalb einer Woche aus dem Boden.

In Japan setzen Sie auf eine Kooperation mit einem starken lokalen Partner. Ist dies der Königsweg, um dort Fuß zu fassen?
Für Jimdo definitiv. KDDI Webcom gehört zum KDDI-Konglomerat, dem zweitgrößten Telko in Japan und verfügt dadurch über eine sehr große Markenbekanntheit. Das besondere ist, dass KDDI Webcom das Country-Management von jp.jimdo.com übernimmt und sich komplett hinter die Marke Jimdo stellt. Sie werden JimdoPro zusätzlich über ihre Hostingplattform cpi.ad.jp und über ihre 7.000 Reseller vertreiben. Wie sehr sie sich hinter Jimdo stellen, hat man bei der gemeinsamen Pressekonferenz in der Deutschen Botschaft gesehen. Es wurde wirklich nur der Start von http://jp.jimdo.com kommuniziert. Alle Teammembers sind in Jimdo-T-Shirts rumgelaufen, wirklich super. Gemeinsam haben wir eine super Presse bekommen und in den ersten fünf Tagen wurden in Japan mehr als 10.000 Pages erstellt. Das ist für uns so ein Geschwindigkeitsvorteil, den wir alleine niemals hätten schaffen können. Schon gar nicht in dem isolierten Markt Japan.

Auch in Deutschland haben Sie mit ihrem Gesellschafter United Internet einen starken Partner. Geht es ohne Partner im Websitebaukastengeschäft nicht?
Doch, mit Sicherheit. Die Vorteile von strategischen Partnern sind in unserem Fall die vielen Synergien, durch die wir den Technologievorsprung besser skalieren und letztendlich auch monetarisieren können. 1&1 nutzt unsere Technologie ja mittlerweile auch für ihre Branchenhomepage.

Bereits im Sommer 2007 ist Jimdo in China gestartet. Wie lautet die Bilanz für diesen Auslandsableger?
Insgesamt sind wir mit der Entwicklung sehr zufrieden. Web2Asia, die unser Country-Mangement in China leiten, machen einen richtig guten Job. Wir haben zusammen viel lernen müssen. Wir waren zum Beispiel in 2007 für 4 Wochen offline. Doch diese Erfahrungen zahlen sich nun aus. China ist sehr dynamisch, mittlerweile ist es mit 300 Millionen Onlinern der weltgrößte Internetmarkt nach Zugängen und täglich kommen 70.000 neue Internetnutzer dazu. Das muss man sich mal vorstellen. Für uns ist es richtig gut, die ganzen Erfahrungen gemacht zu haben und nun mit dem Markt zu wachsen.

Nur wenige deutsche Start-ups haben bisher Asien auf dem Expansionsplan. Warum sollten junge Unternehmen aus Deutschland unbedingt nach Asien expandieren?
Weil es in Asien sehr wachstumsintensive Länder wie zum Beispiel China gibt und gleichzeitig auch hochentwickelte Länder wie Japan und Korea. Man sollte jedoch jedes Land einzeln für sich analysieren und dann pro Land entscheiden. Beachten sollte man, dass die Länder kulturell doch eine ganze Ecke anders sind als zum Beispiel die USA.

Was sind die größten Unterschiede im Geschäftsleben in China und Japan im Vergleich zu Deutschland?
Unterschiede gibt es viele. Am coolsten finden wir das Visitenübergaberitual, Verbeugung inklusive. Mit KDDI Webcom sind die Verhandlungen aber nicht viel anders verlaufen als wie es bisher hier aus Europa oder den USA kennen. Das kann allerdings auch daran liegen, dass unsere Ansprechpartner alle in den USA studiert haben.

Wird man als junger Gründer ernst genommen?
Klar. Letztendlich entscheidet das Produkt und der Charakter des Teams.

Insgesamt ist Jimdo derzeit in acht Sprachversionen verfügbar. Wo kommt Jimdo an und wo nicht?
In allen Ländern bis auf Russland. Aber auch hier können wir langsam weiter zulegen. In diesem Jahr werden wir auch den Fokus auf die USA weiter verstärken.

Gibt es weitere Expansionspläne?
Auf jeden Fall, Japan wird nicht das letzte Land sein.

Die Nutzung von Jimdo ist kostenlos. Greifen genug User zum kostenpflichtigen Premium-Tarif?
Genug, dass wir damit gut leben können und die weitere Steigerung als Herausforderung ansehen.

Wann schreibt Jimdo schwarze Zahlen?
Noch in diesem Jahr.

Zur Person
Matthias Henze, Jahrgang 1977, studierte Betriebswirtschaftslehre an der Uni Kiel und der Handelshögskolan Göteborg. Im Jahr 2004 gründete Henze gemeinsam mit Christian Springub und Fridtjof Detzner die NorthClick GmbH. Anfang 2007 gründete das Trio zusätzlich Jimdo (www.jimdo.de). Das Hamburger Unternehmen bietet einen Websitebaukasten an. In Windeseile kann sich jeder registrierte Nutzer bei der Website-Werkstatt seine ganz persönliche Netz-Visitenkarte zusammenstellen. Texte, Bilder, Videos – alles ist möglich. Derzeit ist Jimdo in acht Sprachversionen (Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Russisch, Spanisch, Chinesisch und Japanisch) verfügbar.

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Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.