2008 – Ein Blick zurück
Ein weiteres spannendes Online-Jahr liegt hinter uns. Unzählige neue Start-ups erblickten 2008 das Licht der Internet-Welt und unzählige Neugründungen, die in den Jahren zuvor an den Start gingen, sorgten ebenfalls wieder für Schlagzeilen. Von einigen Start-ups mussten wir uns im vergangenen Jahr aber auch verabschieden. In verschiedenen kurzen Artikeln wollen wir das Jahr 2008 heute noch einmal Revue passieren lassen.
Der Höhenflieger des Jahres ist ohne Zweifel wer-kennt-wen.de (www.wer-kennt-wen.de). Das soziale Netzwerk entstand 2006 und erreicht laut AGOF inzwischen 4,56 Millionen Unique Usern im Monat. Seit Februar ist der TV-Sender RTL offiziell bei wer-kennt-wen.de an Bord. Den Absturz des Jahres legte Lycos Europe hin. Nach Jahren des Siechtums und Hinterherrennens beschloss das Unternehmen den Verkauf der Geschäftsbereiche Domain, Shopping und der dänischen Portalaktivitäten sowie die Beendigung der Portal- und Webhostingaktivitäten. Die Überraschung des Jahres heißt Pennergame (www.pennergame.de). Auf vielen Schulhöfen ist das amüsante Browserspiel, bei dem es darum geht, vom Obdachlosen zum Schlossbesitzer aufzusteigen, das Gesprächsthema.
Der Domainsammler des Jahres sitzt in Leipzig. Die umtriebige Unister GmbH erweiterte ihr schon beachtliches Domain-Portfolio unter anderem um die attraktiven Adressen kredit.de und shopping.de. Für kredit.de legte Unister nach eigenen Angaben legte 892.500 Euro auf den Tisch. Der unbestätigte Kaufspreis für Shopping.de soll bei rund 1,5 Millionen gelegen haben. Die Gesangseinlage des Jahres lieferte der Event-Kalender popula (www.popula.de). mit dem sogenannten “Early Adopter Song”, buhlten die Macher im Frühjahr um Betatester.
Gleich zum Start handelte sich die Musikbox adTunes Ärger mit Apple ein. Der amerikanische Konzern monierte, dass der Name adTunes zu sehr seiner Marke iTunes ähnelte und forderte eine Namensänderung. Der kleine Dienst gab nach und nennt sich seitdem roccatune. Für die Namensänderung des Jahres. Die Wandlung des Jahres legte die spektakulär gescheiterte Combots AG aufs Cyber-Parkett. Unter dem Namen Kizoo investiert das Karlsruher Unternehmen nun in junge Unternehmen. Die erste Beteiligung war die Sprachlernplattform babbel (www.babbel.com).
Der Neueinsteiger des Jahres im Investorensegment ist das Vorarlberger Medienhaus. Mit seinem Ableger VM Digital investieren die Österreicher seit einigen Monaten verstärkt in junge Unternehmen. Zum Portfolio von VM Digital zählen derzeit Carsablanca, Internations, Mamiweb, Pferde.de und smash247.com. Die Diskussion des Jahres drehte sich um den neu gestarteten Flirtdienst Jupidi (www.jupidi.de). Jugendlichenabzocke, unseriös und bedenklich waren die Worte der Kritiker. Bei der Wahl zum Start-up des Jahres 2008 landete Jupidi auf dem achten Platz. Juror Alexander Becker von Meedia urteilte: “Aus drei Gründen hatten die Gründer eine smarte Idee. Erstens: Alles was mit “Doktor Sommer” und Flirten zu tun hat, funktioniert in der Teenie-Zielgruppe sehr gut. Zweitens gehört mobilen Angeboten die Zukunft und drittens entwickelten die drei Hamburger ein Geschäftsmodell, dass vom ersten Tag an Einnahmen erzielt. Das sind gute Voraussetzungen auch die aktuellen Krisenzeiten zu überstehen.”
Für den Proteststurm des Jahres sorgte die Social-News-Community Yigg (www.yigg.de) mit ihrem Relaunch. Für viele Nutzer war und ist die Überarbeitung ein Fiasko. Der diskussionswürdige Relaunch sorgte auch für eine Talfahrt bei den Zugriffszahlen: Vor dem Relaunch lag die News-Community bei 2,3 Millionen Visits und knapp 3,6 Millionen Seitenabrufen, danach waren es nur noch 559.036 Visits und knapp 1 Million Seitenabrufe. Zuletzt ging es aber wieder leicht aufwärts. Den Verlust des Jahres verbuchte aber die Studenten-Community studiVZ (www.studivz.net). Noch im Januar klickten die Nutzer studiVZ auf knapp 6,3 Milliarden Page Impressions, im November waren es nur noch knapp 3,9 Milliarden Seitenzugriffe.
Die Schlagzeilen des Jahres fabrizierte die geschlossene Shopping-Community brands4friends (www.brands4friends.de). Der Grund: Markenpiraterie. Im konkreten Fall erwirkte das US-Modelabel Abercrombie & Fitch eine einstweilige Verfügung gegen das junge Unternehmen. Der Vorwurf: Bei den von brands4friends angebotenen Waren der angesagten Marke handle es sich um Fälschungen. Die Berliner wurden nach eigenen Aussagen von einem Lieferanten betrogen. Die Versteigerung des Jahres war der Verkauf der gestrauchelten lokalen Such-Plattform Townster (www.townster.de). 37.827,77 Euro legte der neue Eigentümer, OnVista-Gründer Michael W. Schwetje, für den Kölner Dienst auf den virtuellen Tisch.
Der Abgang des Jahres ist der Rückzug von Lars Hinrichs beim Business-Netzwerk Xing (www.xing.com). Mitte Januar übergibt Hinrichs den Chefsessel – wie vermutet – an Stefan Groß-Selbeck (ehemals eBay). Den Ausblick des Jahres liefert zu guter Letzt Alex von Frankenberg vom HighTech Gründerfonds: “Die Regeln werden sich nicht grundsätzlich ändern. Unabhängig von der Finanzkrise gilt immer: zügig in die Profitabilität kommen, schnell Umsätzen generieren, die Burnrate niedrig halten und nicht unnötig Geld ausgeben. Unser Rat an die Gründer in de jetzigen Phase: Kosten so weit wie möglich reduzieren und zügig Umsätze realisieren.”
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