Die Finanzkrise und ihre Folgen aus Sicht der Investoren, Teil 2
In Teil 1 der Umfrage von deutsche-startups.de beantworteten bereits gestern ausgewählte Investment-Manager großer, deutscher VCs die Frage nach Gewinn bringenen Exits. Im zweiten und letzten Teil der Umfrage wollte deutsche-startups.de wissen:
Ändern sich Spielregeln für junge Start-ups in der Gründungsphase oder in der Suche nach Investoren und wie sollten junge Gründer darauf reagieren?
Und hier die Antworten:
Andreas Brinkrolf, Tiburon Partners, München:
“Die Geschäftsmodelle sollten frühzeitig in der Lage sein, Erlöse und Bruttomargen zu generieren. Auch wenn dies noch auf einem niedrigen Niveau passiert, können Sie damit zeigen, dass ein Modell grundsätzlich funktioniert.”
Matthias Brix, Neuhaus Partners, Hamburg:
“Die Gründer, die Geld haben, sollten es zusammenhalten und extrem sparsam haushalten. Die jetzt Geld suchen, finden noch volle Kassen bei den wichtigen Investoren. Sie müssen tendenziell nur mehr Anteile anbieten.”
Alex von Frankenberg, HighTech Gründerfonds, Bonn:
“Die Regeln werden sich nicht grundsätzlich ändern. Unabhängig von der Finanzkrise gilt immer: zügig in die Profitabilität kommen, schnell Umsätzen generieren, die Burnrate niedrig halten und nicht unnötig Geld ausgeben. Unser Rat an die Gründer in de jetzigen Phase: Kosten so weit wie möglich reduzieren und zügig Umsätze realisieren.”
Mark Miller, CatCap, Hamburg:
Gemäß VC-Statistik ist das VC Geschäft in Europa zunächst bisher nicht betroffen, aber warten wir mal auf die aktuellsten Quartalszahlen. Zukünftig wird die VC-Suche schwieriger – es wird weniger und kleinere Deals geben. Unser Rat in vielen Fällen: Dual Track: also den Exit/Finanzierung mit einem Strategen und die VC-Finanzierung gleichzeitig aktiv verfolgen, um sich alle Alternativen offen zu halten. Realistisch bei den Bewertungen sein! Immer einen schnellen Break-Even als Alternativ-Szenario planen und umsetzen können.
Christan Nagel, Earlybird Ventures, Hamburg:
“Spielregeln ändern sich nur insofern, dass es in Deutschland noch weniger VC-Kapital geben wird und Gründer versuchen sollten ohne VC beziehungsweise ohne oder mit Angel Geld möglichst viel Traktion im Businessmodel zeigen zu können.”
Oliver Samwer, EFF, München:
“Sicherlich zwingt die aktuelle Lage viele Start-ups dazu, sich früher mit dem Thema Monetarisierung und dem Erwirtschaften von realen Einnahmen auseinander zu setzen. Nachhaltige Modelle mit klaren Erlösquellen haben es durch diese Filterung vermutlich sogar leichter, Investoren zu finden und sich am Markt durchzusetzen. Gründer sollten daher sehr früh überlegen, wer letztendlich Geld für ihre Dienstleistung oder ihr Produkt bezahlen soll und wie man diese potentiellen Nutzer am besten in zahlende Kunden umwandeln kann.”
Oliver Schuepbach, Wellington Partners, München:
Die Erfahrung vergangener Rezessionen zeigt, dass sich die Rahmenbedingungen auch für junge, wachstumsstarke Unternehmen in einer solchen Schwächephase verschlechtern. In erster Linie gilt dies für die Kundenseite, da in einer konjunkturellen Schwächephase gerade Investitionsentscheidungen von Unternehmen länger dauern und private Kunden Ausgaben zurückhalten.
Investoren achten in einer solchen Phase noch stärker darauf, in welchem Zeitraum ein junges Unternehmen in der Lage ist, einen positiven Cashflow zu erzielen. Aus drei Gründen sollten sich junge Unternehmer aber von dem jetzigen Umfeld nicht irritieren lassen. Erstens tragen ihre Innovationen in vielen Fällen dazu bei, Unternehmen effizienter und produktiver zu machen – und solche Innovationen sind gerade in einer wirtschaftlichen Schwächephase gefragt. Zweitens agieren viele junge Unternehmen in Wachstumsmärkten, deren Treiber vergleichsweise konjunkturabhängig sind.
Das beste Beispiel bildet unverändert das Internet, mit dessen Hilfe Firmen- wie Endkunden einen ständig steigenden Anteil ihrer Geschäftsprozesse und Konsumentscheidungen abwickeln. Und drittens starteten in vergangenen Rezessionen einige der heute erfolgreichsten Technologieunternehmen der Welt. So begannen Bill Gates und Steve Jobs in den turbulenten 70er Jahren und Anfang dieses Jahrtausends starteten Unternehmen wie Flickr, Skype und Xing.
Mischa Wetzel, IBB Beteiligungsgesellschaft, Berlin:
Eine betriebswirtschaftliche Spielregel gilt seit eh und je, sie wird aber abhängig vom Marktzyklus mal mehr, mal weniger beachtet: Ein Unternehmen muss mehr Geld einnehmen als ausgeben, um langfristig überleben zu können. Die konsequente Fokussierung auf Generierung von Umsatzerlösen (Vertrieb!) und umsichtiges Wirtschaften (Kostendisziplin) sollten Selbstverständlichkeiten sein, werden aber auch von Investoren wieder stärker eingefordert werden.
Werbebasierte Erlösmodelle werden es schwer haben, dasselbe gilt für nicht validierte Ideen zur Monetarisierung – dann helfen nur Bootstrapping, Friends & Family, bis belegt ist, dass das Geschäftsmodell funktioniert. Letztlich gilt: Ein super Team mit einer schlüssigen Geschäftsidee kann immer Erfolg haben. Die Finanzkrise sollte niemanden, der von sich und seiner Geschäftsplanung überzeugt ist, von der Gründung abhalten.