Fünfzehn Fragen an Markus Seim von Zimmerschau
Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Sehr viel! Als Angestellter hat man zwar in den meisten Fällen weniger Verantwortung, aber dafür eben auch weniger Möglichkeiten. Speziell die Freiheit meine Zeit weitestgehend selbst einteilen zu können ist mir enorm wichtig. Das (finanzielle) unternehmerische Risiko sehe ich zwar als Nachteil, der aber durch die Vorteile der Selbständigkeit mehr als wettgemacht wird. Ich kann mir auch vorstellen als Angestellter zu arbeiten, aber wenn ich die Wahl habe, würde ich immer die Selbständigkeit vorziehen.
Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Im Herbst, bei einem abendlichen Spaziergang mit meiner Frau. Die Lichter in den Wohnungen waren schon angeschaltet aber die Rollläden noch nicht runtergelassen. Den meisten Menschen geht es dann so wie uns in diesem Moment. Man schaut ein wenig in die Fenster, um zu sehen, wie die Anderen eingerichtet sind, ob es nicht vielleicht die eine oder andere Anregung zum Nachmachen für die eigenen vier Wänden gibt. Meine Frau fragte sich, ob es wohl im Internet eine Seite gäbe auf der man fremde Wohnungen anschauen könnte. Gab es nicht. Also haben wir Zimmerschau entwickelt und online gestellt!
Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Der größte Teil ist eigenfinanziert. Ein kleiner Teil kommt von einer Gruppe privater Investoren.
Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Da ich zum Zeitpunkt der Gründung bereits einige unternehmerische Erfahrung hatte, gab es echte Stolpersteine eigentlich nicht. Die üblichen kleinen Probleme natürlich schon. Und Geld und Zeit kann man, speziell am Anfang, auch nicht genug haben.
Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Sehr wenig. Wir haben von Anfang an darauf geachtet zielgerichtet zu arbeiten und unsere Ressourcen strategisch ausgerichtet zu nutzen. Eines würde ich aber heute definitiv anders machen. Ich würde nicht erst eine GmbH gründen und dann in eine AG umwandeln. Die Umwandlung hat mehr als ein halbes Jahr gedauert und deutlich mehr gekostet als eine Neugründung. Das deutsche Gesellschaftsrecht hat eben auch so seine Nachteile. Heute würde ich direkt eine Aktiengesellschaft gründen.
Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
PR hat einen hohen Stellenwert. Speziell in der ersten Phase nach dem Launch. Allerdings ist es als Start-up extrem schwierig gezielt mit PR den Weg in die Massenmedien zu finden. Wir hatten das Glück, dass unser Thema für die Medien interessant ist, so dass Print und TV auf uns zugekommen sind. Das zweite wichtige Standbein ist SEM und SEO. Letzteres braucht Zeit, zahlt sich aber inzwischen aus und ersteres braucht Geld. Womit wir wieder beim leidigen Thema der meisten Start-ups wären.
Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Meine Frau – und nicht nur weil sie die Idee für Zimmerschau und auch den Namen geliefert hat. Darüber hinaus mein Partner Götz Anders, der Zimmerschau mitfinanziert. Und weil er einen großen Teil meiner Aufgaben in unserer gemeinsamen Agentur übernommen hat und ich so die Zeit habe, mich intensiv um Zimmerschau zu kümmern.
Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Bleibt immer mit beiden Füßen auf dem Boden! Lasst euch nicht von den tollen Erfolgstories der Googles dieser Welt blenden. Habt ein klares und vor allem realistisches Ziel vor Augen und arbeitet strategisch darauf hin. Eine gute Idee ist wichtig, aber wichtiger ist, ob man am Ende mit der Idee auch Geld verdienen kann und es auch schafft das umzusetzen. Und besonders wichtig: Nie den gesunden Menschenverstand abschalten!
Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Abschaffung der IHK-Zwangsmitgliedschaft. Weniger Bürokratie. Abschaffung aller Subventionen. Die verzerren nur den Wettbewerb.
Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
In meinem ersten Start-up weiterarbeiten. Wenn diese Antwort nicht “gilt”, dann würde ich ein neues Start-up aufmachen. Und wenn das nicht geht, wäre ich Maler geworden. Aber das gilt wahrscheinlich auch als “Start-up”. Was soll ich machen? Ich kann nur auf meine Antwort zur ersten Frage verweisen!
Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Erdbeerlounge.
Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Keine Ahnung! Ich bin froh, dass ich hier und jetzt lebe. Aber wenn’s denn unbedingt sein muss, dann bitte entweder ins späte 19. Jahrhundert, wo ich gerne dem ein oder anderen französischen Impressionisten beim Malen über die Schulter schauen würde. Oder in die Zeit der Dinosaurier um zu sehen, wie die Knochen aus den Museen zu Lebzeiten aussahen.
Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
45 % in Zimmerschau investieren, 45 % in die eigene Familie und 10 % für Menschen die Hilfe brauchen. Gegenfrage: An wen soll\’ ich für die Überweisung der 1 Million Euro meine Kontoverbindung mailen?
Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Ausschlafen – sofern meine beiden Söhne das “erlauben”. Gemeinsames großes Frühstück mit der Familie. Mit meinem Fahrrad eine schöne Tour fahren. Treffen mit guten Freunden. Oder einfach auch mal nichts tun.
Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Hubert Burda, weil er wie kein anderer Verleger die Zeichen der (Internet-)Zeit erkannt hat und auch Maler geworden wäre, wenn er nicht Unternehmer wäre. Außerdem bringt er vielleicht seine Frau mit, denn meine Frau würde sie gerne mal kennen lernen.
Zu Person
Markus Seim, Jahrgang 1968, studierte Informatik in Darmstadt. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne. Zusammen mit Götz Anders gründete er 1997 nach seinem Studium AS informatik die 2000 in die Anders und Seim Neue Medien AG umgewandelt wurde. Im vergangenen Jahr hievte das Duo die Wohn-Community Zimmerschau (www.zimmerschau.de) ins Netz.
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