Immer mehr Anbieter im Netz bieten Raum für Trauer an
In Deutschland sterben im Jahr 850.000 Menschen – um ihren Verlust trauern Angehörige und Freunde, die ihren Schmerz in Traueranzeigen in Zeitungen zum Ausdruck bringen. Immer häufiger aber wird auch das Netz genutzt, um den Tod eines geliebten Menschen zu verarbeiten – mit Hilfe von Fotos, Briefen oder Erinnerungssprüchen auf individuell gestalteten Gedenkseiten.
Verschiedene Anbieter auf dem Markt
In den letzten Monaten haben sich diverse Anbieter auf den Markt gewagt und wollen das sensible Thema Tod, Trauer und Bestattung aus der Web-Nische holen. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen. Schließlich geht es hier um ein Thema, das Menschen am liebsten weit von sich weisen wollen. Trotzdem glaubt Dirk Ohlen von e-bestattungen (e-bestattungen.de), dass die Konzepte der Online-Friedhöfe funktionieren können: “Denn Menschen haben vor allem in schweren Lebenssituationen das Bedürfnis, sich auszutauschen”, sagt er.
Gedenkseiten und Online-Friedhöfe
Das Flensburger Start-up konzentriert sich daher vor allem darauf, Trauernden eine Plattform zu bieten, auf der sie mit wenigen Klicks eine Gedenkseite für die Verstorbenen anlegen können. “Auf der Seite können sowohl Videos als auch Fotos hinterlegt werden, die sich alle ansehen können,” so Ohlsen weiter. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Kondolenzseiten anzulegen. Ebenso wie Gedenkseiten bewahren diese das Andenken an die Verstorbenen, im Gegensatz zu Traueranzeigen, für die Ewigkeit auf. e-bestattungen verlangt für seinen Dienst einen einmaligen Beitrag. Bislang ist das Angebot von e-bestattungen noch nicht so bekannt, wie die Gründer sich dies zum jetzigen Zeitpunkt schon wünschen würden.
Unlängst gestartet, können auch auf eMorial (www.emorial.de) Privatpersonen, Vereine und Firmen Erinnerungsseiten für Verstorbene anlegen. “Es ist schade, wenn von einem ausgefüllten Leben nur ein Grab und eine Schublade Fotos übrig bleiben”, sagt Gründer Stuckenberger, Eigentümer der Stuckenberger-Software GmbH. Auch hier ist der Dienst nicht ganz kostenfrei: Basis-Einträge mit dem Namen, Geburts- und Sterbedatum des Verstorbenen sind bei eMorial kostenlos; Gedenkseiten hingegen, auf denen es möglich ist, Texte, Dokumente, Fotos, Audio- und Videodateien zu hinterlegen, kosten einmalig 19 Euro. “Dies ist eine Investition in die Ewigkeit, denn das Internet bietet wunderbare Möglichkeiten, die Erinnerung an Angehörige aufrecht zu erhalten“, so die Gründer.
Neben e-bestattungen und eMorial gibt es weitere virtuelle Friedhöfe oder Gedenkseiten – beispielsweise Memoseo (www.memoseo.com), die Straße der Besten (www.strassederbesten.de) oder trauer.de (www.trauer.de), ein Gemeinschaftprojekt der Verlagsgruppen WAZ, Ippen und Georg von Holtzbrinck (auch an deutsche-startups.de beteiligt).
Nachrichten für die Nachwelt hinterlegen
“Eine Seite für die Lebenden, nicht für die Toten” will Kay Gottmann, Gründer von Mannazza.de (mannazza.de), den Nutzern mit seinem Angebot bieten. Das Pforzheimer Start-up geht nach seinem Relaunch im August einen etwas anderen Weg, als andere Trauerseiten. Der Dienst richtet sich vor allem an jene Menschen, die die Zeit nach dem Ableben bereits zu Lebzeiten geregelt haben möchten. “Wir verstehen und nicht als Online-Friedhof”, sagt der Gründer, “und lassen statt der Hinterbliebenen die User selbst ihre Vita erzählen,” so Gottmann weiter. Die eigene Seite kann mit eigenen Bildern und Videos angereichert werden. “Nur so kann die Nachwelt erfahren, was mir wirklich wichtig war im Leben”, ist sich Gottmann sicher.
Mannazza will aber noch mehr: Gegen Gebühr bietet das Start-up die Möglichkeit, Nachrichten an die Hinterbliebenen zu hinterlegen. “Diese Geheimnisse und Botschaften werden erst an den Empfänger verschickt, wenn der Tod durch drei verschiedene Personen bestätigt wurde”, verspricht der ehemalige Bankkaufmann Gottmann und will damit sofort allen Sicherheitsbedenken entgegenwirken. Weitere Angebote sollen eigenen Angaben zufolge bis Ende des Jahres folgen. Dann werden auch die Marketingmaßnahmen erheblich verstärkt, denn noch sei mannazza recht unbekannt, weiß der Gründer.