Bei quillp treffen sich Leseratten

Zwei Fliegen mit einer Klappe wollen Alexander Braun und Rolf Eggenberger mit ihrem neuen Dienst quillp (www.quillp.com) schlagen. Zum einen ist das Angebot mit den sechs kleinen Buchstaben ein klassisches Social Network für Leseratten. Diese können ihre Lieblingsbücher bei quillp bewerten und kommentieren sowie in ein digitales Bücherregal stellen. Der Lohn dieser Mühe sind Kontakte zu Menschen, die ähnlich ticken und Buchempfehlungen, die dem eigenen Geschmack entsprechen. Derzeit basiern die sogenannten Ähnlichkeitsgrafiken auf den beliebten Kaufempfehlungen des Buchriesen amazon – später soll ein eigenes Tool dieses System verfeinern. Zum Anderen ist quillp eine Veröffentlichungsplattform für junge und alte Autoren. In wenigen Schritten kann jeder passionierte Schreiber seinen eigenen Texte hochladen und so auf Leserjagd gehen. Das Ausgangsformat spielt dabei kein Rolle – alle Vorlagen werden in ansehnliches Online-Format umgewandelt.

“Welcher Weg könnte besser sein einen Verlag von dem Potenzial eines Manuskripts zu überzeugen als eine bereits existierende treue Basis begeisterter Leser?”, fragt Gründer und Geschäftsführer Braun. Die registrierten Leser müssen die Werke der Hobbyautoren nur entdecken. Auch hier greift das Empfehlungssystem. Ein Autor der beispielsweise ein Werk zum Thema E-Commerce verfasst hat, muss dieses nur mit entsprechenden vergleichbaren Texten verknüpfen und schon können auch andere Nutzer seine Aneinandereihung von Buchstaben entdecken. quillp soll somit auch ein Gegenkonzept zum bisherigen Verlagswesen sein: Tagein, tagaus landen unzählige Manuskripte auf den Tischen der großen Verlage. “Wäre es nach der Entscheidung vieler Agenten und Verlage gegangen, wären internationale Bestseller wie J.K. Rowlings Harry Potter, Michael Crichtons Jurassic Park, Patrick Süskinds Parfum und viele andere mehr nie publiziert worden”, sagt Braun.

Print-on-Demand keine Alternative

Gleichzeitig würden jedoch massenhaft Bücher publiziert, die niemand lese. Auch Print-on-Demand sei mit durchschnittlich etwa zwei verkauften Exemplaren pro Buch für Autoren keine alternative zum bisherigen Weg. Im Idealfall stellt ein Autor künftig seinen Text bei quillp ein, begeistert die Nutzer der Plattform und findet so den Weg zu einem Verlagshaus. Ein Werk, dass viele Menschen begeistert, wird sich ein Verlag sicherlich nicht durch die Lappen gehen lassen. In der Musikbranche funktioniert dieses Konzept gelegentlich schon. Junge Künstler toben sich ausgiebig im Netz aus und geraten so in den Fokus von Plattenfirmen. Meist reicht es danach aber nur für ein Strohfeuer. Damit das Literaturscout-Modell für quillp aufgeht, müssen die Verlage die Macher der Plattform für diese Dienste aber auch entlohnen. Braun, der früher bei Bertelsmann wirkte, ist nach den ersten Gesprächen mit entsprechenden Medienhäusern zufrieden: Sein Konzept stößt auf Interesse. Jetzt muss die Klappe nur zuschlagen, denn das deutsch-schweizer Start-up muss gleichzeitig Nutzer und Autoren anlocken – nur dann geht das Konzept auf.