eMorial setzt auf Erinnerungen
Traueranzeigen sind aus regionalen Tageszeitungen nicht wegzudenken. Und selbst in den großen überregionalen Tageszeitungen haben solche Anzeigen ihren festen Platz. Martin Kunz und Anton Stuckenberger wollen Traueranzeigen, die im Grunde eine Mischung aus Mitteilung und Erinnerung sind, nun im Netz etablieren. Bei eMorial (www.emorial.de) können Privatpersonen, Vereine und Firmen Erinnerungsseiten für Verstorbene anlegen. “Es ist schade, wenn von einem ausgefüllten Leben nur ein Grab und eine Schublade Fotos übrig bleiben“, sagt Gründer Stuckenberger, Eigentümer der Stuckenberger-Software GmbH.
Sogenannte Basis-Einträge mit dem Namen, Geburts- und Sterbedatum des Verstorbenen sind bei eMorial kostenlos. Gedenkseiten mit Texten, Dokumenten, Fotos, Audio- und Videodateien dagegen kosten einmalig 19 Euro. “Dies ist eine Investition in die Ewigkeit, denn das Internet bietet wunderbare Möglichkeiten, die Erinnerung an Angehörige aufrecht zu erhalten“, sagt Gründer Kunz, Wissenschaftsjournalist und Ressortleiter beim Nachrichtenmagazin “Focus”. Die Einsteller der Gedenkseiten können dabei festlegen, ob diese für alle Nutzer der Plattform zugänglich ist, oder ob nur Angehörige und Freunde die kompletten Daten einsehen können. Um ihre Verbundenheit mit dem verstorbenen auszudrücken, ist es bei den Premium-Einträgen von eMorial möglich eine digitale Kerze aufzustellen – diese brennt dann für sieben Tage. Daneben bietet der Erinnerungsdienst seinen Nutzer Biografien zu verstorbenen Prominenten.
Generationen übergreifender Zusammenhalt
Die beiden Gründer sehen eMorial aber keinesfalls als Konkurrenz für Traueranzeigen. Vielmehr sei ihr Erinnerungs-Portal eine sehr nützliche Ergänzung. “Derzeit versterben in Deutschland pro Jahr etwa 850.000 Menschen und für sie werden über 400.000 Traueranzeigen geschaltet.” Kunz und Stuckenberger gehen davon aus, dass “in den nächsten Jahren ein erheblicher Prozentsatz dieser Kunden digitale Memorials für Verstorbene anlegen wird”. Der Besuch und die Pflege von Gedenkseiten könnte das Gedenken an Mitmenschen neu aufleben lassen und eröffne Familien einen ganz neuen, Generationen übergreifenden Zusammenhalt.
Neben eMorial existieren bereits einige andere virtuelle Friedhöfe oder Gedenkseiten – beispielsweise Memoseo (www.memoseo.com), die Straße der Besten (www.strassederbesten.de) oder trauer.de (www.trauer.de), ein Gemeinschaftprojekt der Verlagsgruppen WAZ, Ippen und Georg von Holtzbrinck (auch an deutsche-startups.de beteiligt). Vermutlich wird das Thema aber noch eine Weile in der Nische verharren, das Internet hat sich trotz der vielen Silver Surfer noch nicht als Trauermedium etabliert. Wenn die Generationen, die mit dem Netz aufgewachsen sind älter werden, könnte sich dies ändern.