“Die Chemie stimmte” – Michael Stich im Interview

Mitte Februar dieses Jahres investierte der ehemalige Tennisprofi Michael Stich in die noch Vereinsorganisations-Plattform MeinVerein.de (www.meinverein.de). deutsche-startups.de fragte mal nach, was den Sportler zum Ausflug in die Webbranche veranlasste. Das Thema Sport lässt […]

Mitte Februar dieses Jahres investierte der ehemalige Tennisprofi Michael Stich in die noch Vereinsorganisations-Plattform MeinVerein.de (www.meinverein.de). deutsche-startups.de fragte mal nach, was den Sportler zum Ausflug in die Webbranche veranlasste.

Das Thema Sport lässt Sie scheinbar nicht los. Was reizt Sie daran, in ein Internet-Start-up im Sportsegment zu investieren?
Das Projekt meinverein.de hat mich gereizt, weil es eben keine Plattform ist, die sich alleine dem Sportsegment zuordnen lässt. Vielmehr wird an die Grundbedürfnisse von Vereinen im Allgemeinen angeknüpft, und hier sehe ich ein großes Potential. Vielleicht haben die Erfahrungen, die ich im Laufe meines Sportlerlebens machen durfte, dazu beigetragen, den Nutzen und den Mehrwert von meinverein.de auf Anhieb zu verstehen.

Bei Investitionen ist die Höhe der Finanzspritze immer sehr interessant. Verraten Sie uns den Betrag, den sie investiert haben?
Da muss ich Sie enttäuschen: Zwischen den Gesellschaftern besteht Einigkeit darüber, dass derartige Punkte nicht kommuniziert werden.

Wie leben Sie ihre Rolle als Investor: Agieren Sie lieber im Hintergrund, oder krempeln Sie auch schon mal im Tagesgeschäft die Ärmel hoch?
Das Tagesgeschäft ist ganz klar die Aufgabe der Geschäftsführer Max Fischer und Axel Kmonitzek, hier bleibe ich im Hintergrund. Ich halte es für wichtig, dass die Rollen innerhalb eines Unternehmens klar verteilt sind. Es ist aber selbstverständlich, dass ich den beiden jederzeit beratend zur Seite stehe und meine eigenen Ideen mit einbringe.

Ist Ihr Engament bei MeinVerein.de ein Einzelfall, oder planen sie weitere Investitionen in Internet-Start-ups?
Bislang bin ich an keinen anderen Start-ups beteiligt und plane eine derartige weitere Beteiligung auch nicht aktiv. Allerdings schließe ich auch nichts aus.

Neben meinverein.de existieren eine ganze Reihe anderer Sport-Netzwerke und -Communitys. Warum wird sich ihrer Meinung nach ausgerechnet meinverein.de gegen die Konkurrenz durchsetzen?
meinverein.de ist keine Sportcommunity, sondern eine Organisationsplattform für Vereine und dabei ist es egal, ob ein Tennisverein das System nutzt, oder ein Kaninchenzüchterverein. Ich bin davon überzeugt, dass gerade dieser ganzheitliche Ansatz extrem vielversprechend und nachhaltig ist.

Trotzdem kennt fast jeder beim Thema Vereine sofort an Sportvereine. Welchen Mehrwert bietet meinVerein.de?
Im Gegensatz zu den vielen Sportlercommunitys, in denen in aller Regel der Einzelsportler im Vordergrund steht, konzentriert sich meinverein.de primär auf die Bedürfnisse des Vereins insgesamt und bietet diesem eine Plattform, die einen Lösungsansatz für viele Probleme bietet, mit denen Vereine seit jeher zu kämpfen haben. Sicherlich bieten auch die Sportcommunities Bereiche für die Vereine. Ich habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass Vereine im Bezug auf das Umfeld, in dem sie sich präsentieren, sehr sensibel sind. Durch die klare Ausrichtung auf den Verein als solchen bietet meinverein.de ein Umfeld, in dem sich ein Verein vernünftig repräsentiert fühlt, was ich langfristig für sehr wichtig halte, um einen Verein dazu zu bringen, sich über unsere Plattform zu organisieren.

Sie wollen meinverein.de auch als Botschafter und Werbeträger unterstützen. Wie soll dies aussehen?
Zum einen bietet es sich an, dass ich meine Kontakte für das Projekt einsetze. Zum anderen stehe ich als Testimonial für meinverein.de zur Verfügung.

Wie ist eigentlich der Kontakt zwischen Ihnen und Max Fischer sowie Axel Kmonitzek, den Gründern von meinverein.de, zustande gekommen?
Ich habe das Entstehen von meinverein.de durch persönliche Kontakte zu Matthias Nixdorf von Anfang an mitverfolgt. Nachdem ich die ersten informellen Gespräche mit den Gründern geführt hatte wurde relativ schnell klar, dass die Chemie zwischen allen Beteiligten stimmt.

Wie lange hat es gedauert, bis sie sich sicher waren, dass sie in das Unternehmen investieren wollen?
Nach dem ich mich mit der Idee intensiver beschäftigt habe und Axel und Max kennengelernt habe, war ich doch sehr kurzfristig überzeugt mich zu engagieren. Und ich habe es auch nicht bereut.

Der Name Michael Stich öffnet den meinverein-Machern sicherlich die ein oder andere Tür. Kann Ihr Engagement den Gründern nicht auch schaden – etwa weil die Erwartungshaltung bei einem prominenten Investor gleich viel größer ist?
Ich glaube nicht, dass mein Engagement den Machern schadet. Sowohl die Gründer als auch ich haben das Für und Wider meines Engagements und die Kommunikation dessen sorgfältig abgewogen.

Hätten Sie sich als aktiver Sportler eine Plattform wie meinverein.de gewünscht?
Auf jeden Fall! Ich bin mir sicher, dass dies mein damaliges Vereinsleben um einiges komfortabler gemacht hätte. Dies war einer der Gründe, warum ich mich von Anfang an für das Projekt interessiert habe.

Sie sind Fan und Mitglied des HSV. Glauben Sie, dass meinverein.de auch für solch große Vereine interessant ist?
Kurz- und mittelfristig denke ich, dass meinverein.de in erster Linie für kleinere Vereine interessant ist, deren Infrastruktur nicht so ausgefeilt ist, wie die eines Profifussballvereins. Langfristig kann ich mir aber gut vorstellen, dass auch ein HSV nicht umher kommt, zumindest sein Profil bei meinverein.de zu hinterlegen.

Wofür nutzen Sie privat das Internet?
Ich schreibe eigentlich nur E-Mails und dies geschäftlich. Ich bin kein großer Sucher im Netz, das hat aber nichts mit meinem Bekanntheitsgrad zu tun. Ich bin einfach kein sehr technischer Mensch. Aber deswegen finde ich meinverein.de so gut, weil es so einfach zu nutzen und zu bedienen ist.

Zur Person
Michael Stich, Jahrgang 1968, war von 1988 bis 1997 Tennisprofi. In dieser Zeit gewann er unter anderem die ATP-Weltmeisterschaft, den Davis Cup, Wimbledon, Olympisches Gold, den Grand Slam Cup, den World Team Cup und 27 ATP– Turniere. Mit seiner 1994 gegründeten Michael Stich Stiftung unterstützt er Kinder, die von HIV und AIDS betroffen sind. 2001 gründete Stich zusammen mit zwei Ärzten die Hanseatic Rückenzentrum Holding AG, ein Unternehmen, dass vor allem Menschen mit chronischen Rückenschmerzen helfen will.

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.