Fragestunde mit Stephan Uhrenbacher von Qype – Die Antworten
Im Eiltempo hat Stephan Uhrenbacher, Gründer und CEO des interaktiven Stadtmagazin Qype (www.qype.de), die zahlreichen Fragen unserer Leser im Rahmen des zweiten “user generated interview” von deutsche-startups beantwortet – ehrlich und unzensiert.
Wo wurde die Plattform entwickelt und wie hoch waren die Kosten dafür?
Wir entwickeln ausschließlich selbst in Hamburg und haben bislang einen siebenstelligen Betrag investiert. Aber dafür haben wir unter der Motorhaube auch eine Gelbe-Seiten-Anwendung für Deutschland, Frankreich und England.
Wie lange hat es gedauert bis die erste Finanzierungsrunde, von der ersten Kontaktaufnahme zu den Investoren bis hin zur Vertragsunterzeichnung, geschlossen wurde?
Die allererste Runde war eine Angel-Finanzierung und konnte innerhalb von sechs Wochen abgeschlossen werden. Das war Anfang 2006.
Wie und mit welchen Argumenten würden Sie mich als Investor überzeugen, in Qype.de zu investieren?
Wenn wir im Moment einen Investor suchen würden, dann würde ich so argumentieren:
1. Der Markt für lokale Informationen ist riesig. Insbesondere das Werbegeschäft, das von Gelbe-Seiten-Anbietern generiert wird, beträgt jeweils rund zwei Milliarden Euro in England, Deutschland und Frankreich.
2. Qype hat über den Ansatz, lokale Informationen von Nutzern für Nutzer aufzubauen, für den Konsumenten einen klaren Vorteil gegenüber allen anderen Ansätzen. Klassische „local search“ Anbieter tun sich schwer, in diesen Bereich vorzudringen.
3. Qype hat jetzt ein absolut professionelles internationels Management-Team.
4. Wir sind die größte Seite unserer Art in Europa und wachsen deutlich schneller als alle Wettbewerber.
5. Wir haben bisher alles erreicht, was wir in der Planung versprochen hatten.
Plant Qype sich von der IVW oder einer sonstigen institutionellen Größe messen zu lassen? Wenn ja, wann?
Wir haben laut Infonline die technischen Voraussetzungen bei der IVW erfüllt, aber müssen leider, wie anscheinend 80 andere Websites auch, darauf warten, bis die IVW uns aufnimmt.
In welcher Stadt gibt es die meisten Qyper?
Hamburg und Berlin liefern sich ein Kopf-an-Kopf Rennen.
Was würden Sie sagen: Was reizt die Menschen, auf Qype aktiv zu posten?
Qype ist so etwas wie „soft blogging“. Die Motivation ist ähnlich wie bei Blogs oder beim Schreiben von Leserbriefen. Aber bei uns liegt die Einstiegsbarriere niedriger, schließlich hat fast jeder eine Meinung zu einem Restaurant, Hotel oder auch zu einem Arzt. Ich muss mir als Nutzer, der gerne seine Meinung sagen möchte, also kein Thema überlegen. Zweitens: Wer auf Qype seine Meinung äußert, der kann die Gewissheit haben, dass diese auch gelesen wird. Das ist was ganz anderes als zum Beispiel mit dem eigenen Blog, bei dem der Aufbau von Reichweite ja eine Wissenschaft für sich ist. Drittens werden viele Nutzer Bestandteil der aktiven Community. Das heißt, Erfahrungen werden diskutiert, ausgetauscht.
In USA gibt es ähnliche Seiten, z.B. yelp.com. Plant Qype trotzdem den Sprung nach Übersee?
Nein. Yelp ist einfach sehr gut gemacht, das kann man neidlos anerkennen. Wir haben gegenüber Yelp zwar den Vorteil einer internationalen Datenbank und ermöglichen es den Nutzern auch, ihre Inhalte in verschiedenen Sprachen zu veröffentlichen, aber um in den USA gegen einen so starken Wettbewerber anzukommen, würde das nicht reichen.
Wie plant Qype sich langfristig zu finanzieren und gegenüber entsprechender Konkurrenz abzuheben? Wen betrachten Sie als Konkurrenten in diesem Segment?
Wir erzielen mittlerweile mehr als nennenswerte Erlöse aus der Anzeigenvermarktung und treiben das Geschäft mit Geschäftseinträgen voran. Mit Hilfe dieser Einträge können kleine Unternehmen nachweislich mehr Kunden bekommen. Im Markt der Endkunden haben wir in Deutschland aktuell keine Wettbewerber, die ein ähnliches Produkt anbieten, aber im Markt um Geschäftseinträge konkurrieren wir natürlich mit verschiedensten Anbietern.
Welche Kanäle nutzen Sie neben Affiliate-Kampagnen noch, um Euch bekannt zu machen?
Die Affiliate-Kampagnen waren ein Test und sind auf ein Minimum reduziert. Ansonsten verfolgen wir eine sehr sparsame Strategie aus PR, Content-Cooperationen und Suchmaschinen.
Wie viel kostet Euch die Affiliate-Werbung im Monat?
Nichts mehr.
Plant ihr künftig auch offline-Angebote, z.B. Partys?
Wir fahren im Moment sehr gut mit den Qype City Nights, das sind Treffen von aktiven Nutzern, die jeden Monat in zehn Städten stattfinden. Mehr dazu im Qype-Blog.
Denken Sie dabei auch an Merchandising?
Wir geben unsere Qype-Goodies wie T-Shirts, Qype-Tassen oder auch Taschen nur an unsere aktiven Nutzer ab. Merchandising sehe ich eher kritisch.
Wie und wann wollen Sie rentabel sein?
Mit verschiedenen Formen von Einnahmen aus dem Anzeigengeschäft. Wir werden in Deutschland schon in sechs Monaten profitabel sein, also zwei Jahre nach Start.
Hat Qype langfristig eine Chance gegen etablierte Stadtmagazine wie beispielsweisweise Prinz und Zitty? Was macht Qype im Vergleich anders/besser?
Die etablierten Stadtmagazine sind keine Konkurrenz für uns und wir nicht für sie. Der Unterschied: Wir lassen ganz konsequent die Nutzer im Mittelpunkt und müssen keine Balance zwischen Redaktion und Nutzern fahren. Im Gegenzug haben wir aber sicher kein so ausgewogenes Programm. Weiterhin sind wir völlig überregional. Wir haben mittlerweile Inhalte in 6.000 Städten. Ich muss mir also nicht merken, in welcher Stadt es gerade welche Zeitschrift gibt. Die Stadtmagazine leisten umgekehrt einiges, was wir nicht anbieten.
Aufgrund der Szene-Tipps: Was ist Deutschlands Party-Stadt Nr.1?
Quantitativ gesehen, natürlich Berlin. Aber da hat jeder seine eigene Meinung.
Sie planen die Internationalisierung: Was ist das größte Problem/wo liegen die größten Herausforderungen in der Internationalisierung Ihres deutschen Start-ups?
Wir planen sie nicht nur, sondern sind in den von uns angestrebten Kernmärkten England und Frankreich bereits live. Die Internationalisierung ist tatsächlich die größte Herausforderung für uns, denn:
– Wir mussten für alle Länder eine lokale Suche aufbauen. Dabei in jedem Land sicherstellen, dass die einzelnen Stadteile, Borroughs, Arrondissements, Post Codes gefunden werden.
– Ohne Personal vor Ort, für PR- und Community- Aufbau, geht es nicht.
– das schwierigste war, ein Management-Team zusammenzustellen, das inernational Erfahrung hat. Ich habe ja schon länger in London gearbeitet. Jetzt haben wir zwei Engländer, die in Hamburg arbeiten und eine Französin, die bereits acht Märkte verantwortet hat.
Ist der Exit/der Verkauf von Qype Ihr Hauptziel ?
Das Hauptziel für mich persönlich ist der Aufbau eines Unternehmens, dessen Produkt Sinn macht (ich könnte keine Zigaretten vermarkten), dann sollte es dauerhaft funktionieren und dazu muss es profitabel sein. Alle Finanzinvestoren, die man für solche Unternehmen gewinnen kann, sind an der Steigerung des Unternehmenswertes interessiert, das heißt irgendwann muss für das Unternehmen auch ein Wert erzielt werden können. Wer aber konsequent nur auf einen Verkauf hinarbeitet, wird meist kein vernünftiges Unternehmen schaffen. Das funktioniert manchmal, aber ist die Ausnahme.
Angenommen, Sie könnten die Uhr noch einmal zurück drehen: Was würden Sie anders machen?
Ich würde viel früher mehr Zeit investieren, um Menschen zu finden, die im Unternehmen dabei bleiben wollen. Wir haben am Anfang ausschließlich mit Freelancern gearbeitet. Das war toll für einen schnellen Start, aber der anschließende Know-how Abfluss, war immens. In der Finanzierung würde ich mittlerweile selbstbewusster auftreten und mich gleichzeitig weniger von den Angeboten der VCs blenden lassen. Es hat zu lange gedauert, die Richtigen zu finden.
Was war ihr lehrreichster Fehler, den Sie im Zusammenhang mit Qype in der Startphase gemacht haben?
Wir waren im Marketing und im Community-Aufbau nicht aggressiv genug.
Das Unternehmen sitzt in Hamburg: Was ist dort Ihre persönliche Top-Location? Was sollte man in der Hansestadt auf gar keinen Fall verpassen?
Auf meine Tipps sollte man sich da weniger verlassen, als auf die Qype-Nutzer: Wenn man nach “Party” in Hamburg sucht, dann taucht alles auf: Vom East, über das Millerntor-Stadion, bis zur China Lounge.
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