Combots ist eine Nullnummer
Das Ende 2005 aus der Web.de AG hervorgegangene Unternehmen Combots ist und bleibt eine Nullnummer. In den Quartalsberichten der vergangenen eineinhalb Jahre steht unter dem Stichwort Umsatz immer wieder die Zahl Null. Die Karlsruher, die mit der Plauderssoftware “Combots” nach eigenen Aussagen das “Kommunikationstool der nächsten Generation” anbieten, haben somit sechs Quartale nach dem Verkauf der Plattform “Web.de” an United Internet immer noch keinen einzigen Cent eingenommen. Den nicht vorhandenen Einnahmen stehen große Verluste gegenüber. Allein im ersten Halbjahr dieses Jahres lag der Verlust bei 11,7 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr bei 35,3 Millionen Euro. Macht zusammen stolze 47 Millionen Euro.
Zum Glück für Firmenchef Michael Greve ist “Combots” mit 9,27 % an Börsenliebling United Internet beteiligt. Deswegen verfügte das Unternehmen Ende Juni dieses Jahres über 510,3 Millionen Euro liquide Mittel. Eine hübsche Stange Geld, die das Fiasko bei “Combots” mehr als ausgleicht. Zumal der Wert des kleinen Aktienpakets seit dem Erwerb um 132 % oder 204 Millionen Euro zulegte. Trotzdem dürfte Greve das “Combots”-Desater gar nicht schmecken. Denn er war angetreten die Kommunikationswelt zu revolutionieren. Auf der Unternehmens-Website liest sich das so: “Combots verbindet Rich Media Messaging, komfortable Telefonie und zuverlässigen, sicheren File Transfer in einem einfach zu benutzenden Tool für PC und Handys”. Dabei soll “Combots” durch “Einfachheit, Spaß und Privatsphäre” überzeugen. Wobei “Einfachheit” für eine “intuitiv zu bedienende Drag- & Drop-Funktionalität”, der “Spaß” für “zahlreiche Characters in höchster Grafikqualität” sowie “sichere, spamfreie 1:1-Verbindungen mit den besten Freunden und der Familie” für “Privatsphäre” stehen.
Social Distribution trägt keine Früchte
Anders ausgedrückt: Nutzer können via “Combots” Bilder, Videoclips und sonstige Dateien austauschen sowie chatten und kostenlos telefonieren. Dienste wie ICQ, MSN Messenger und Skype kommen mit diesem Konzept bei Nutzern auf der ganzen Welt gut an. “Combots”, das im März dieses Jahres feierlich die siebenmonatige Beta-Phase beendete, bekommt dagegen kein Bein auf den Boden. “Leider haben wir in den letzten Wochen und Monaten feststellen müssen, dass wir deutlich zu wenige Registrierungen pro Tag verzeichnen”, schreibt Greve in einem Brief an die Aktionäre. Noch viel schlimmer ist allerdings, dass die registrierten Nutzer die Kommunikationssoftware nicht weiterempfehlen. Das Konzept der Social Distribution habe bisher keine Früchte getragen, lautet Greves bittere Bilanz.
Da halfen auch die Lizenzrechte für diverse Klassiker von Bugs Bunny über Tweety und Silvester bis zu Batman und Spongebob nichts. Mit Hilfe der prominenten Comicfiguren wollten die “Combots”-Macher “gewohnte Hilfsmittel wie Icons, Smilies oder Grußkarten als steif und veraltet aussehen lassen”. Inzwischen rudern die Kommunikationsrevolutionäre zurück: “In mehreren Schritten haben wir den Internetauftritt erwachsener gestaltet und im gleichen Maße auf reines Funktionsmarketing umgestellt”, erklärt Greve den Kurswechsel. Als Basisausstattung dienen nun “hochqualitative Objekte”. Zudem setzt der ehemalige Elektrotechnikstudent inzwischen auf die Vernetzung mit anderen Kommunikationsdiensten: “Combots” ist deswegen nun “kompatibel zu allen wichtigen Instant-Messenger-Netzwerken”.
Anpassung der Geschäftsstrategie nicht ausgeschlossen
Im dritten Quartal dieses Jahres soll die Entscheidung über die Zukunft von „Combots“ fallen. Die Kehrtwende an mehreren Fronten soll endlich zu steigenden Nutzerzahlen führen. Irgendwie scheint Greve aber selbst nicht mehr an den Erfolg zu glauben. „Sollte das Maßnahmenpaket nicht die gewünschte Wirkung zeigen, schließt das Unternehmen auch eine grundlegende Anpassung der Geschäftsstrategie nicht aus“, heißt es im Quartalsbericht. Nach der Beerdigung des „Kommunikationstool der nächsten Generation” wäre die Combots AG, an dem Michael Greve und sein Bruder Matthias über die Cinetic Medientechnik GmbH 56,26 % der Anteile halten, dann eine reine Beteiligungsgesellschaft, die auf Gedeih und Verderb mit United Internet verbunden wäre.
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