Erfolg in der Fremde

Von Hamburg nach Palo Alto machte sich Torsten Jacobi im Jahre 2005 auf, um sein Weblog-Netzwerk “Creative Weblogging” zum Erfolg zu führen. Ein Jahr zuvor hatte er das Unternehmen gemeinsam mit Raik Hoffmann […]
Erfolg in der Fremde
Donnerstag, 19. April 2007VonAlexander

Von Hamburg nach Palo Alto machte sich Torsten Jacobi im Jahre 2005 auf, um sein Weblog-Netzwerk “Creative Weblogging” zum Erfolg zu führen. Ein Jahr zuvor hatte er das Unternehmen gemeinsam mit Raik Hoffmann in der Hansestadt gegründet. In Deutschland waren Weblogs damals noch ein Nischenphänomen. Nutzer und Werbekunden entdeckten die wilde Blogosphäre nur zögerlich. In den USA dagegen waren mit Weblogs, Inc. und Gawker Media bereits zwei vergleichbare Netzwerke unterwegs.

Jacobi nahm die Herausforderung an, sammelte Risikokapital ein und legte im sonnigen Kalifornien los. Zu den Geldgebern gehören unter anderem Nils Weitemeyer und Jan Andresen, die Mitgründer von Elkware, sowie der ricardo-Gründer Stefan Wiskemann. Als klassische Garagenfirma ging es für Creative Weblogging im Land der unbegrenzten Möglichkeiten los. Inzwischen betreibt das Unternehmen über 100 Weblogs. Zusammengezählt kommen alle Blogs monatlich auf mehr als 11 Mio. Page Impressions. Die meisten Weblogs richten sich an Leser in den USA und sind dementsprechend in englischer Sprache. In Deutschland ist Creative Weblogging mit fast 30 Blogs vertreten. Zuletzt schickte Jacobi für den deutschen Markt unter anderem “Das B2B-Marketing-Blog“, “Kinoplausch” und “Pfoten und Fell” ins Rennen. Die weiteren deutschsprachigen Blogs decken alle möglichen Themen ab – von Wirtschaft, über Technik bis zu Entertainment ist alles dabei. Im Grunde ist das Spektrum mit einem guten Zeitschriftenkiosk vergleichbar. “Ziel ist es, jede Nische abzudecken”, sagt Jacobi.

220 Dollar im Monat

Optisch unterscheiden sich die vielen Weblogs kaum. Lediglich der Titelkopf der jeweiligen Online-Auftritte ist anders. Ansonsten steht der Netzwerk-Gedanke im Vordergrund: Auf jeder einzelnen Seite finden sich Links zu den anderen Weblogs des Unternehmens. Das sieht zwar nicht immer schön aus, erfüllt aber offensichtlich den Zweck. Im Idealfall kümmert sich ein Blogger um ein Thema. Wenn das Thema etabliert ist, sind auch kleine Teams möglich. Wobei dann nicht alle regelmäßig bloggen müssen. Creative Weblogging zahlt ihren freiberuflichen Bloggern 220 Dollar im Monat. “Das ist oft mehr als Leute mit ihrem eigenen Blog verdienen”, sagt Jacobi.

Die Finanzierung der großen Weblogging-Welt läuft über Werbung. Zu den Standardwerbeformen im Netzwerk gehören Textlinks, Bannerwerbung und Sponsorship. Letzteres sind im Grunde bezahlte Blogeinträge, die allerdings eindeutig mit dem Zusatz “Sponsored Post” im Titel als solche gekennzeichnet sind. Auf der Liste der Werbekunden stehen bereits namhafte Firmen wie Ciao, BMW, oder Lycos. Ebenfalls möglich sind Sponsored Blogs, sprich Auftragsarbeiten für Unternehmen. Ein Thema, das auch in Deutschland immer mehr Anhänger findet – siehe das Blog von Horst Schlämmer, welches mit Unterstützung von Volkswagen ins Netz gehievt wurde.

Erste Duftmarken in Frankreich

Genaue Angaben zum Umsatz will Jacobi nicht machen, verrät aber, dass der Umsatz im vergangenen Jahr siebenstellig war. Im laufenden Jahr will er den Umsatz verdreifachen und “ein deutlich positives Betriebsergebnis” einfahren. Auch sonst hat Jacobi in diesem Jahr große Pläne: Bis zum Jahresende soll sich die Zahl der Blogs im Netzwerk verdoppeln. Längst hat es das Unternehmen dabei nicht mehr nur auf Deutschland und die USA abgesehen. Bereits jetzt sind erste Duftmarken in Frankreich, Kanada, Großbritannien und China gesetzt. Besonders im chinesischen Markt sieht Jacobi große Wachstumsmöglichkeiten. Man müsse dort aber einen längeren Atem haben. Ebenfalls auf der Agenda steht die Expansion nach Spanien, Italien und Südamerika. Auch in diesen Länder wird Creative Weblogging sicherlich seinen Platz finden. Das Konzept ist einfach übertragbar, die Umsetzung kostet kaum Geld und viele Angestellte sind auch nicht nötig.

Alexander

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.