Sandra Meyer von StorageBook
“Das Einlagern persönlicher Dinge ist ein emotionales Thema”
Es ist sicherlich kein Zufall, dass StorageBook in einer Metrolope wie Berlin gegründet wurde. In Städten, in denen viele Menschen in Wohnungen leben, fehlt es an geeigneten Lagerräumen für all die Sachen, die zwar nicht in den eigenen vier Wänden stehen sollen, aber dennoch zu schade zum Wegwerfen sind. Vielleicht auch, weil Erinnerungen daran hängen. StorageBook um Gründerin Sandra Meyer will Möglichkeiten zum Selfstorage anbieten. Im Gründer-Kurzinterview mit deutsche-startups.de spricht sie über den emotionalen Charakter vom Einlagern persönlicher Dinge, Shareconomy und Gratis-Angebote.
Welche Idee steckt hinter Ihrem Start-up?
Unsere Idee ist ein Online-Portal für Selfstorage. Das heißt, ein Portal, auf dem Nutzer nach Lagerraum-Anbietern in ihrer Nähe suchen können, deren Preise, Qualität und Ausstattung vergleichen und den passenden Lagerraum gleich reservieren können. Unser Fokus liegt dabei zur Zeit auf Selfstorage, einem relativ jungen Wachstumstrend aus den USA. Hierbei bringt der Nutzer seine Sachen, wie Möbel, Kleidung, Bücher oder auch Waren, Geräte oder Akten selbst in ein sauberes Lagerabteil in einem Selfstorage-Zentrum. Dieses Abteil oder die Lagerbox ist mit Schloss und/ oder PIN-Code gesichert und oft rund um die Uhr nur für den Mieter zugänglich. Die Boxen gibt es in Größen zwischen 1 m2 bis 50 m2. Man kann quasi von einer Art komfortablem Ersatzkeller sprechen.
Da aber ca. 80 % der Deutschen noch gar nicht wissen, was Selfstorage ist, gibt es auf unserer Seite auch viele Informationen rund um das Thema. Außerdem beraten wir online und telefonisch zu der Frage, wie viel Platz man für das eigene Hab & Gut benötigt.
Wie sehr bzw. in welchen Punkten hat sich Ihr Konzept von der ersten Idee bis zur Gründung verändert?
Anfang des Jahres sind wir mit der Idee „Airbnb für Lagerraum“ gestartet. Dahinter stand der Gedanke des Teilens von Lagerraum unter Privatleuten nach dem Motto: “Ich habe da noch etwas Platz in meiner Garage, den ich anderen zur Verfügung stellen kann.” Ganz im Sinne der Shareconomy.
Wir haben jedoch schnell gemerkt, dass das Einlagern von persönlichen Dingen, wie Omas altes Erbstück, die geliebten Fotoalben oder das teure Sofa ein sehr emotionales Thema ist. Die Menschen wollen ihre ganz privaten „Schätze“ in vertrauensvollen Händen wissen. Die erste Frage bei der Suche nach geeignetem Stauraum ist deshalb, ob der Platz auch sicher, sauber und trocken ist. Keller fremder Leute sind daher als Lagerplatz nicht so begehrt.
Ganz anders sah die Perspektive bei den professionellen Selfstorage-Anbietern aus. Es handelt sich um eine junge, offene Branche, die stark im Wachstum begriffen ist. Die Nachfrage nach Selfstorage steigt vor allem in den Großstädten kontinuierlich an, da die Mieten teurer werden, Keller in den Altbauten oft feucht sind und die Leute insgesamt viel mobiler sind als noch vor 30 Jahren, … um nur einige Gründe hierfür zu nennen.
Und daher bot es sich an, diese spannende Branche mit einem weiteren Marketingkanal bei der Steigerung ihrer Bekanntheit und der gezielten Neukundengewinnung zu unterstützen. Für die Nutzer war vor allem eine schnelle, einfache Anbietersuche und die Preis- und Qualitätstransparenz interessant, die es beim Launch unseres ersten Prototypen im April diesen Jahres noch nicht gab. Und so sind wir von „Airbnb für Lagerraum“ bei „HRS für Selfstorage“ gelandet.
Wer sind Ihre Mitbewerber und wie grenzen Sie sich von ihnen ab?
Unsere Mitbewerber sind zum einen allgemeine Mietportale, wie z.B. Erento oder Miet24. Von diesen unterscheiden wir uns durch unseren klaren Fokus auf einen speziellen Bereich. Während generelle Mietportale von der Vermietung von Werkzeugen über Computer alles abbilden, stellen wir ganz gezielt die Besonderheiten der Selfstorage-Branche dar. Mittlerweile gibt es andere, im Versuchsstadium befindliche Portale, die sich mit einem Anbietervergleich der Lagerbranche befassen.
Wir sind jedoch überzeugt, dass wir uns von diesen Mitbewerbern deutlich durch unser ernsthaftes, persönliches Engagement für die Selfstorage-Branche und die daraus resultierende Qualität unseres Produkts abheben. Wir haben zahlreiche Interviews mit den Selfstorage-Anbietern geführt und alle bei uns gelisteten Berliner Lagerhäuser selbst vor Ort angeschaut. Wir glauben, dass sich auch im Online-Geschäft gute Kundenbeziehungen auszahlen. Auch war uns wichtig, viel von den Experten zu lernen und die speziellen Herausforderungen und Entwicklungschancen dieses neuen Marktsegments gut zu verstehen.
Was ist der entscheidendste Faktor, damit Ihr Start-up den Durchbruch schafft?
Der entscheidende Faktor für unseren Erfolg ist, dass beide Seiten des Marktplatzes gedeihen. Auf Nutzerseite setzen wir auf spannende Kooperationspartner und kreative Marketing-Ideen. Auf Anbieterseite setzen wir darauf, dass Preis und Qualität überzeugen werden.
Außerdem sind wir sicher, dass die große Zeit für Selfstorage in Deutschland noch vor uns liegt.
Wie wollen Sie Geld verdienen und wann schreiben sie schwarze Zahlen?
Im Unterschied zu vielen Start-ups haben wir bereits mit dem ersten vermittelten Kunden Geld verdient. Ehrlich gesagt halten wir nichts von “Gratis-Start-Angeboten” verbunden mit bösen Überraschungen, wenn dann Preise eingeführt werden. Auf der anderen Seite haben wir eine schlanke Kostenstruktur, da wir vieles in Eigenarbeit leisten.
Welche Märkte wollen Sie mittel- und langfristig erobern?
Gerade sind wir dabei, unser Angebot auf ganz Deutschland auszuweiten. Dies wird ist in der nächsten Zeit der Fokus unserer Aktivitäten. Aber natürlich haben wir mit Bedacht den europaweit verwendbaren Namen „StorageBook“ gewählt.
Welche Meilensteine wollen Sie in den kommenden zwölf Monaten auf jeden Fall erreichen?
Wir wollen unser Angebot in Deutschland flächendeckend verfügbar machen und die Basis der bei uns präsentierten Selfstorage-Anbieter vergrößern.
Ein weiteres wichtiges Ziel ist der Ausbau unseres Partnernetzwerks durch Kooperationen mit trafficstarken Portalen, einschlägigen Verbänden sowie relevanten Partnerunternehmen. Ferner wollen wir das Look&Feel unserer Seite weiterentwickeln und werden bald eine mobile Version unserer Website zur Verfügung stellen.
Im Fokus: Weitere Interviews mit jungen Gründern gibt es im Special Gründerinterviews
Zur Person:
Sandra Meyer ist studierte Juristin und arbeitete zunächst in einer Kanzlei in Hamburg. Von 2010 an studierte sie Entrepreneurship an der Uni Berlin und entwickelte seit 2013 gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Jörn Apel die Idee zu StorageBook.